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Alles bugatti

■ Auto-Vision ‘91: Träume aus der Vergangeheit und für die Zukunft

Der neue 2000er hat eine multi- point-Einspritzung und in der SX- Version eine vollständig digitale Instrumentierung. Seine hydraulische Dämpfung durch negativen Lenkroll-Radius bewältigt mühelos die Abenteuer des Alltags, das ausgetüfftelte ECVT-Automatikgetriebe gewährleistet ein sanftes Modellieren beim Übersetzen.

Weit über 200 Aussteller präsentieren sich seit gestern auf der Autovision in der Bremer Stadthalle mit Automobilen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Superlative, wohin man sieht und hört, der Laie staunt und schüttelt sich.

Das geht schon los beim Sitzen: Eine verstellbare Lendenwirbelstütze und eine individuell regulierbare Sitzkissenneigung sollen sich besonders auf Strecken ab 1.200 Kilometer bewähren, die bei sparsamer Fahrweise locker mit einer 92-Liter-Tankfüllung abgerissen werden können. Ein elektrischer Fensterheber mit Abwärtsautomatik sorgt für frische Luft, wenn die automatische Wärmeregulierung einmal versagen sollte.

Auf der Autovision liegen Geschichte und Zukunft nah nebeneinander: Der Formel III-Motor eines Rüsselsheimer Autobauers mit Trockensumpfschmierung und elektrisch gesteuerter Gemischaufbereitung steht neben einem harmlosen Borgward Hansa 1100 (noch mit Druckumlauf- Schmierung!) aus den späten fünfziger Jahren. 6195 Mark kostete der bonbongelbe Bomber damals, ein gutes Jahresgehalt eines Arbeiters.

„Ich hab' damals (1948) mit 45 Pfennig Stundenlohn angefangen, da habe ich Pelze für genäht, das war harte Arbeit, und später, da haben wir dann eine Mark gehabt“, erinnert sich die 68jährige Lotte von der Ahr, die mit ihrem Mann am Eröffnungstag der Ausstellung ihren Erinnerungen nachhing. Als sie sich 1955 ihren ersten Käfer gekauft hatte, hörte sie auf zu rauchen, um die Versicherung bezahlen zu können. Und im Winter wurden die Autos damals noch abgemeldet: „Wo sollte man auch bei schlechtem Wetter hinfahren?“

Vier Tage hat das werte Fachpublikum Gelegenheit, sich in Autos zu setzen, fachmänisch am Außenspiegel zu drehen (auch den gibt es mittlerweise beheizt), an blankgewienerten Zündkerzen zu zupfen und — Zigarette im Mundwinkel — skeptisch mit dem Daumen an der Polsterung entlangzugleiten.

Für Sekunden werden dann Wünsche wahr: Mit geschlossenen Augen das kalte Lenkrad eines Lamborghini Islero erahnen, hinter Spiegel-Sonnenbrillen von einer Spritztour im goldenen Rolls Silver Shadow träumen (das müßte dann der Chef sehen), nur einmal im Leerlauf den legendären 190 SL durchdrücken.

Neben den dream cars bietet die Autovision zwei Sonderausstellungen zu den Themen „Alternative Antriebe“ und „Auto-Recycling“. Die Auto-Show ist bis Sonntag täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet (Eintritt 10, erm. 8 Mark). Markus Daschner

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