Sonderabfall bald nach Gröpelingen

■ Lürssen-Werft und Stuhrer Abwasser-Unternehmer wollen Giftmüll in Rohstoffe verwandeln

Die Bremer Rüstungsschmiede Lürssen-Werft in Vegesack will künftig in Sonderabfallbehandlung investieren. Zusammen mit dem Stuhrer Abwasser-Unternehmen GSA will die Werft in Gröpelingen eine Firma GSRG (Gesellschaft für Sekundär Rohstoffgewinnung GmbH) aufbauen, die sich mit der Gewinnung von „Sekundär-Rohstoffen“ aus Giftmüll befaßt. Darüber informierte am Mittwoch abend der Geschäftsführer der GSA, Gerhard Schmied, den Gröpelinger Beirat. Die Unterlagen seien bereits im Oktober an die Behörden des Bau-und Umweltressorts sowie an das Gewerbeaufsichtsamt weitergeleitet worden.

Die GSRG will möglichst schon ab 1992 mit ihrem Vorhaben beginnen. Durch spezielle Filter-und Destillationsverfahren soll aus hochgiftigem Abfall Rohstoff gewonnen werden. Abwasser und Schlämme sollen die Spezialitäten der GSRG werden. Der Giftmüll, unter anderem Schwermetalle wie Cadmium und Chrom, Altöle, Säuren, und chemische Substanzen wie chlorierte Kohlenwasserstoffe, die beispielsweise in der Textilindustrie entstehen, sollen bald in technisch hochentwickelten Anlagen in ihre Bestandteile zerlegt und dann als Rohstoff weiterverwertet werden.

Der Beirat reagierte mit Vorsicht auf die Ankündigungen. Man müsse erst einmal abwarten, ob für die Anlagen der GSFR überhaupt Bedarf bestehe, erklärte Volker Biere für die SPD- Beiratsfraktion. Dann müßten die sich die Anlagen noch der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterziehen. Erst unter dann sei man bereit, die GSRG in Gröpelingen zu dulden.

Insgesamt will die GSRG 20.000 Quadratmeter in der Hüttenstraße im Bremer Westen für ihre Anlagen benutzen. Als Anfangsinvestitionen rechnet Gerhard Schmied mit vier bis fünf Millionen Mark, wobei etwa 20 Arbeitsplätze entstehen werden. Ist das Projekt erst einmal durch die Genehmigungsphase, rechnet Schmied mit Subventionen aus Brüssel, vom Bundesumweltamt in Berlin, von der Kernforschungsgesellschaft in Karlsruhe und natürlich von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Bremen. Die Gesamtinvestition soll sich nach Angaben des Unternehmers auf rund 20 Millionen Mark belaufen, die dann auch mehr Arbeitsplätze nach sich ziehen würden. Die Kunden der GSRG wohnen nach Schmied in Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Die Zeit eilt für die GSRG, denn um das Gröpelinger Grundstück bewerben sich derzeit noch sechs andere Unternehmen, die den Giftmüll jedoch nicht behandeln, sondern nur abtransportieren wollen. „An der Idee, Gröpelingen zum Abfallwirtschaftszentrum zu machen, haben wir nichts auszusetzen“, erklärte das Grüne Beiratsmitglied Helmut Kasten. Auch Kasten wollte sich - wie sein sozialdemokratischer Beiratskollege — vor dem Ergebnis der UVP nicht festlegen. Da es sich bei den Anlagen um komplizierte verfahrenstechnische Neuerungen handelt, wird die UVP entsprechend lange dauern. „Wir wollen kein Verfahren, das fünf Jahre dauert“, beschrieb Schmied die Interessen der künftigen GSRG. Und: „Wenn in der näheren Umgebung Konkurrenzunternehmen aus der Entsorgungswirtschaft angesiedelt werden, können wir das sowieso alles vergessen.“ Markus Daschner