Einer nach dem anderen

■ Hertha ist Bundesliga-Spitze im Trainerrausschmeißen

Berlin (taz) — Mit 35 Jahren wollte Peter Neururer Trainer in der Bundesliga sein. Sechs Wochen vor seinem 36. Geburtstag erfüllte ihm Hertha BSC diesen Wunsch. „Dafür danke ich dem Präsidium“, scherzte der in dieser Saison schon dritte Coach des Bundesliga-Letzten.

Mit seinem gewaltigen Optimismus, einträchtig einhergehend mit der bekannten großen Klappe, glaubt er an das Wunder, den Abstieg noch vermeiden zu können. „Das Wort Abstieg ist gestrichen.“ Die Spieler machen jedenfalls einen begeisterten Eindruck. „Wir werden mit dem neuen Trainer einen phantastischen Schub bekommen“, sagt Uwe Rahn, der ihn bitter nötig hat. Neururer selbst ist sicher, morgen gegen Kaiserslautern einen erfolgreichen Einstand zu haben: „Nach dem Sieg würden wir notfalls auch auf dem Ku'damm auslaufen!“

Der Vertrag Neururers läuft vorerst nur bis zum Saisonende, über eine weitere Zusammenarbeit wird demnächst entschieden. Allerdings möchte der im Winter bei Schalke entlassene Coach länger in Berlin bleiben. Das wollte sein Vorgänger Pal Csernai wohl nicht. Schon vor einer Woche nach dem Spiel bei St. Pauli prophezeite er im Scherz seinen Rausschmiß. Csernai war selbst erst vor 117 Tagen für den erfolglosen Werner Fuchs als „Retter“ zur Hertha gekommen und hatte bis zur Winterpause gute 4:2 Punkte erreicht. Eine stümperhafte Vorbereitung auf die Rückrunde, der überraschende Verkauf des besten Hertha- Stürmers Axel Kruse nach Frankfurt sowie ein miserabler Start mit 1:5 Punkten veranlaßten den Hertha- Vorstand den Ungarn offiziell wegen Erfolglosigkeit zu entlassen. Intern aber hatte es wohl schon länger Schwierigkeiten mit Csernais Art gegeben. Er äußerte sich negativ über das Leistungsvermögen seiner Mannschaft, legte sich mit Spielern an und kritisierte die unprofessionelle Organisation des Vereines.

Allerdings muß sich der Vorstand nun auch an die eigene Nase fassen, zumal es für den verschuldeten Verein kein ökonomisches Glanzstück ist, jetzt drei Trainer bezahlen zu müssen. Vor allem Manager Roder ist noch nicht aus dem Schneider. Neururer fand sich mißverstanden in seinen angeblichen Vorbehalten gegen Roder; als gestern auf der Pressekonferenz der Name Csernai fiel, verfehlte ein herabfallendes Reklamebild nur knapp den Manager. Schmiernik