Lesben und Schwule auf die Straße gesetzt

■ Pfarrer veranlaßte Kündigung für Club GL Frankfurt/ „Empörende“ Plakate waren Anlaß

Auch in Frankfurt/Oder scheint jetzt ein neuer Wind zu wehen. Am 26. Februar 1991 wurde dem Club GL (Gleichgeschlechtlich Liebende) nach einem Gespräch am 22. Februar seine Räume im Kinder- und Jugendzentrum »Mikado« gekündigt. Der Mietvertrag trat erst am 1. Februar 1991 in Kraft. Veranlaßt wurde diese Kündigung durch den Sozialdezernenten der Stadt Frankfurt, Herrn Pfarrer Gehlsen (Neues Forum), mit der Begründung, GL passe nicht ins Haus und Eltern hätten sich schon beschwert [Paßt er mit dieser Auffassung in diese Partei? d. säzzer]. Nicht zuletzt empfand er Plakate von GL, die im Kinder- und Jugendzentrum aufgehängt wurden, als »empörend«, Plakate, die im Berliner Stadtbild an jeder Litfaßsäule zu sehen sind, Plakate, die den schwierigen Lebensweg eines jungen Schwulen in seinem Coming-out in seiner intoleranten Umwelt darstellen. Die Tragweite des Beschlusses des Sozialdezernenten Gehlsen ist jedoch noch weit größer, denn die Kündigung von GL richtet sich gegen einen Verein, der ganz aktiv am Aufbau des Stadtjugendringes mitwirkt und zu dessen Mitgliedern gehört. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz, das am 29. Juli 1990 in Kraft trat, sagt dazu aus, daß »... die eigenverantwortliche Tätigkeit der Jugendverbände und Jugendgruppen unter Wahrung ihres satzungsgemäßen Eigenlebens [...] zu fördern [ist]« (§12 KJHG) — wie diese Förderung in Frankfurt aussieht, wissen wir nun.

Wir, das Jugendnetzwerk »Lambda«, ein bundesweiter Jugendverband für junge Lesben und Schwule, zu dessen Mitgliedern auch GL gehört, protestieren hiermit gegen die Entscheidung von Pfarrer Gehlsen und setzen uns hiermit für die Weiterführung des Nutzungsvertrages mit GL ein. Eckhardt Holz

Der Autor ist Sprecher des Bundesvorstandes Jugendnetzwerk »Lambda« e.V., Junge Lesben und Schwule.