Bauern protestierten auf der Insel Rügen

■ Bewohner von Deutschlands größter Insel blockierten Hauptverkehrsader

Bergen. Für den Erhalt und die Schaffung neuer Arbeitsplätze auf der Insel Rügen gingen am Freitag Tausende Bauern auf die Straße, denen sich während einer Kundgebung im Zentrum der Kreisstadt Bergen Mitarbeiter des Feriendienstes, Vertreter der Volkssolidarität sowie der Gewerkschaften anschlossen. Im nachmittäglichen Berufsverkehr sperrten Inselbewohner zudem für eine halbe Stunde alle Zufahrtsstraßen zur Hauptverkehrsader B 96, wodurch jedoch nicht der Transitverkehr beeinträchtigt wurde.

»Wir sind empört, daß sich auf unserer Insel jetzt so unsinnige Dinge vollziehen, wie die Kündigung von Arbeitsplätzen in Kindergärten und deren gleichzeitige Umwandlung in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen«, erklärte Werner Oldag, 2. Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes und Mitorganisator der Proteste. »Wir fordern endlich Mittel für eine soziale Abfederung der vielen arbeitslosen Inselbewohner.«

Auf Deutschlands größter Insel hat bereits jeder zweite seinen Arbeitsplatz verloren oder steht in Kurzarbeit. Den in Umwandlung befindlichen landwirtschaftlichen Großbetrieben, die einst 65.000 Hektar Feldfläche bewirtschafteten und rund 50.000 Stück Großvieh hielten, fehlt derzeit sogar das Geld für die Frühjahrsbestellung. Experten meinen, daß von den einst 8.000 LPG-Mitgliedern künftig nur noch 2.000 in einer modernisierten Landwirschaft Arbeit fänden. Der Privatisierungsprozeß verläuft jedoch äußerst schleppend. Bisher haben sich auf der gesamten Insel Rügen lediglich 25 Landwirte für eine Zukunft als Einzelbauer entschieden. Sie würden zusammen auch nur eine Fläche von 1.000 Hektar bewirtschaften.

Zu einem weiteren Problem wird auf Rügen die zögerliche Abwicklung von Hotel- und Ferienkomplexen durch die Treuhand. Über die Hälfte der Einrichtungen könnten im Moment nicht genutzt werden, weil der Verkauf nur schlepend vorankomme, meinte ein Sprecher des Fremdenverkehrsverbandes zur taz. Da die Saison kurz vor der Tür stehe und der Tourismus für die Insel lebenswichtig sei, könne dies im Sommer zu großen Schwierigkeiten führen, meinte der Sprecher weiter. ccm/adn