Computerschrott — ein Haufen Sondermüll

■ Ihr Innenleben reicht von Arsen bis Zinn / Häufiges Zwischenlager: Eine Ecke im Keller

Wohin mit dem alten 286er, wenn der Innovationsdruck der CeBIT zur Anschaffung eines ganz neuen, ganz schnellen Computers zwingt? Um es gleich vorweg zu nehmen: ein umweltfreundliches Recycling für den high-tech- Schrott gibt es (noch) nicht. Innenleben und Chassis eines Computers enthalten „fast das gesamte Periodensystem der Elemente“ stellt die BUND-Zeitschrft „Globus“ in ihrer Januar-Ausgabe fest: Gallium, Arsen, Selen, Zinn, Blei und Cadnium sind nur einige davon. 40 verschiedene Kunststoffe, häufig glasfaserverstärkt, vor allem Polyester, Phenol-und Expoidharze umgeben die Platinen. Besonders giftig sind die verschiedenen Flammschutzmittel, mit denen die Teile gegen Selbstentzündung geschützt werden. Sie enthalten bromierte Dioxine und Furane. Im Bildschirmen sind zur Erhöhung der Leuchtkraft die hochgiftigen Schwermetalle Strontium, Cadmium und Barium enthalten.

Laut Umweltbundesamt fallen jährlich 8.500 Tonnen Computerschrott an. Nur fünf Prozent der Teile (bestimmte Leiterplatinen, Linearmotoren und Schreib-/Leseköpfe) können direkt wiederverwendet werden. Die anderen 95 Prozent bestehen aus Materialgemisch, bei dessen Trennung gefährliche Stoffe wie Asbeststaub entstehen. Weder dem „Zentralverband Elektronik und Elektroindustrie“ (ZVEI), noch dem „Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau“ (VDMA) ist es bisher gelungen, unbedenkliche Recyclingverfahren zu entwickeln. Derzeit wird der Computerschrott entweder in „Dioxinschleudern“ verhüttet, als Sondermüll exportiert oder über Produkte „entsorgt“. Laut BUND tauchen zum Beispiel gebrauchte Computerteile in elektronischem Kinderspielzeug wieder auf.

Aber nicht nur bei der Entsorgung, sondern bereits bei der Produktion von Computern entstehen massenhaft Schadstoffe wie Ätzlösungen, Lösungsmitterückstände und lösungsmittelhaltige Schlämme und Abwässer. Durch den erforderlichen hohen Reinheitsgrad der Stoffe und Chemikalien schluckt die Produktion besonders viel Strom. Der Ausschuß verursacht Berge von Sondermüll.

Was nun aber tun? Der von ZVEI und VDMA beschickte Arbeitskreis Elektroschrott fordert nach dem Prinzip „Produktion Rückwärts“ zerlegbare Geräte, deren Einzelteile wiederverwendet oder recycelt werden sollten. Allerdings steckt die praktische Umsetzung auch bei den Mitgliedsfirmen beider Verbände noch in den Anfängen, denn „Produktion rückwärts“ bedeutet Umorganisation und zusätzliche Investitionen. Bis es umweltverträgliche Verschrottungskonzepte gibt, heißt das für EnderbraucherInnen: Computer nutzen, solange es geht. Schadhafte Teile wie Platinen möglichst auswechseln. Wenn das Gerät unbrauchbar wird, sollte man es keinem der jetzigen Recyling-Anbieter geben, sondern es im Keller „zwischenlagern“ bis weniger schädliche Verschrottungskonzepte auf dem Markt eingeführt sind, rät Joachim Lohse vom Hamburger Ökopol (Institut für Ökologie und Politk). asp