Standbild: Heuchlerischer Missionar

■ Weltenbummler Mit Hardy Krüger in der Karibik, Freitag, ARD

Es ist der Traum von Freiheit und Abenteuer, von Salz auf der Haut und bärtigen Seebären mit behaarter, brauner Brust, doch er ist so abgeschmackt und unzeitgemäß wie jene Zigarettenreklame, die uns — nun zeitgeistig gewendet — noch immer den Geschmack von — ja, wovon eigentlich? — verspricht. Daß die große, weite Welt ganz schön eng und gefährdet ist, düfte sich inzwischen auch bei unerschrockenen Abenteurern wie Hardy Krüger herumgesprochen haben, aber den immer schon mittelklassigen Schauspieler ficht das nicht an.

Der Frührentner schaukelt nun schon serienlang — und mit der konsequenten Logik eines ausgebufften Spesenritters — in der sanft einlullenden Dünung der heilen, heilen Welt-Masche. Aber es ist gar nicht so sehr das Weglassen der Narben des Kolonialismus und des Tourismus, die sich auch in die Trauminseln der Karibik hineingefressen haben, als vielmehr die selbstgefällige Schnodderigkeit Krügers, mit der er den Zuschauer in die Verlogenheit seiner Bildwelten entführen will, die einen regelrecht verärgert.

Hardy Krüger ist Weißer — trotz seines immer wieder gern vorgezeigten braungebrannten Leibes. Auch seine dicken Freunde sind Weiße, seine Kumpels aber, deren Geschichten Hardy gern selbst zum besten gibt, sind Schwarze. Die feine Trennung zwischen Freund und Kumpel, festzumachen am Duktus seiner Erzählweise, darin besteht der kleine Unterschied und der ganze Rassismus.

Wie Hardy Krüger den schwarzen Barmann erst zu gestellten Szenen mit einem Saxophon animiert und sich dann die Ohren zuhält, weil Greg ja „gern“ Saxophon spielt, aber nicht besonders gut, das muß man erst gesehen haben, um es zu glauben. Anschließend legt good old Daddy seinem neuen Kumpel seine väterliche Pranke auf die Schultern — wie ein heuchlerischer Missionar. Abgang, nächste Szene, nächste Peinlichkeit: Denn Hardy Krüger ist ganz verblüfft, daß die drei schwarzen Fischer, die das Pfund Hummer für lausige fünf Dollar verscherbeln müssen, sich plötzlich als Besitzer einer der Trauminseln entpuppen. Was er seinem millionenschweren, weißen Freund Charles, dem „Aussteiger“, zubilligt, muß ja nicht gleich für jeden Insulaner gelten. Am Ende stimmen die Verhältnisse dann wieder: Greg steuert den Kahn und macht Mätzchen, während die weißen Herren angeln.

Abgesehen von der Masche Krügers, seinen „Freunden“ auf der Pelle zu hocken, ist auch der Rest der Serie Weltenbummler alles andere als spannende Fernweh-Unterhaltung. Immer wieder folgen Bilder von Sonnenuntergängen mit Booten auf Bilder von Booten vor Sonnenaufgängen mit Texten, die neben einer Packung schwieligen Seemannsgarns vor allem die Ursprünglichkeit des Paradieses betonen, obwohl im Hintergrund die Pools und Bars und die Freizeitmoden der Upper Class auf Landgang zu sehen sind. Wenn Hardy Krügers — inzwischen für das Hauptabendprogramm taugliche — Reiseberichte Schule machen, müssen wir uns wohl bald die Urlaubsvideos von Kurt und Paola Felix anschauen. Wahrscheinlich werden die auf Greg und die anderen Insulaner mit versteckter Kamera losgehen. Christof Boy