Zusammenstöße in Seoul

Seoul (ap) — Bei Demonstrationen gegen Staatspräsident Roh Tae Woo ist es am Samstag in Seoul und mindestens fünf anderen südkoreanischen Städten zu schweren Zusammenstößen zwischen tausenden StudentInnen und der Polizei gekommen. Insgesamt wurden etwa 3.300 DemonstrantInnen vorübergehend festgenommen. Eine Demonstration in einer weiteren Stadt, Chunchon, verlief friedlich. Nach Angaben der Nachrichtenagentur 'Yonhap‘ waren es die schwersten Unruhen seit Mai 1990, als in Seoul rund 15.000 StudentInnen gegen die Regierung auf die Straße gegangen waren.

Zu den Demonstrationen hatte ein Bündnis oppositioneller Parteien und Gruppen aufgerufen. Im Zusammenhang mit dem größten Korruptionsskandal seit Rohs Amtsantritt 1988 sind neun Personen festgenommen worden, darunter ein enger Mitarbeiter des Staatschefs und fünf Abgeordnete. Sie werden beschuldigt, für Bemühungen um die Genehmigung eines unzulässigen Großbauprojekts rund zwei Millionen Mark Bestechungsgelder kassiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat in dieser Woche ihre Ermittlungen abgeschlossen. Die Opposition fordert jedoch eine neue Untersuchung, um zu klären, ob auch Roh in den Vorgang verwickelt ist.