Gysi besucht Israel Weiter Debatte um Sowjetjuden

Tel Aviv (taz) — PDS-Parteichef Gregor Gysi und drei weitere Mitglieder der PDS-Parteispitze sind ab heute zu einem viertägigen Besuch in Israel. Eingeladen wurden sie von der israelischen Arbeiterpartei, das Programm des Besuchs wurde gemeinsam mit dem Außenministerium in Jerusalem ausgearbeitet. Im Rahmen des Besuchs wird die Delegation mit dem stellvertretenden Außenminister Benjamin Netanjahu und dem Leiter der Europa-Abteilung im Außenministerium Gespräche führen. Oppositionsführer Schimon Peres wird sie empfangen, Gespräche mit Vertretern verschiedener Fraktionen in der Knesset sind vorgesehen. Bei der Gesellschaft für Auslandsbeziehungen tritt Gysi am Dienstag in Jerusalem als Redner auf. Thema der Diskussion, zu dem auch der bekannte oppositionelle Journalist Uri Avnery sprechen soll, ist „Deutschland — wohin?“.

Eine der Fragen, die während des Besuchs aufgeworfen werden, betrifft die Auswanderung von Juden aus der Sowjetunion nach Deutschland, die seitens zionistischer Organisationen und der Regierung kritisiert wird. Unter anderem war Außenminister Levy bei seinem Bonnbesuch in der Vorwoche wieder bemüht, die deutsche Regierung zu überreden, die Auswanderung von Juden nach Deutschland zu unterbinden, damit die Juden „gezwungen“ sind, nach Israel zu fliegen. Die Zeitung 'Haarez‘ kommentierte diese Bemühungen gestern so: „Die Situation grenzt an das Groteske: Die Bonner Regierung ist bereit, Juden aus Rußland aufzunehmen, wobei es nur geringfügige Einschränkungen geben soll. Der israelische Außenminister wiederum versucht, die deutsche Regierung zu überreden, in dieser Sache nicht dem Ruf des Gewissens zu folgen...“ a.w.