Im Privatjet zum Zeitungskauf

■ Britischer Großverleger Maxwell kauft 'Daily News‘/ Erster Fuß im US-Zeitungsmarkt

New York (dpa/taz) — Robert Maxwell kam an den East River, wie es sich gehört für einen britischen Zeitungszaren — mit Yacht, Privatjet und Butler. Nach sechstägigen Marathonverhandlungen war es endlich soweit. Der 67jährige Selfmademan aus London hatte den Gewerkschaften die Zugeständnisse abgerungen, die er als Voraussetzung für die Übernahme der hochverschuldeten Boulevardzeitung 'Daily News‘ genannt hatte. Den New Yorkern bleibt damit, wenn nicht in letzter Minute noch etwas schief geht, ein traditionsreiches Blatt erhalten. Für den hartumkämpften Zeitungsmarkt in der größten Stadt der USA mit seinem rezessionsbedingt schwindenden Anzeigenaufkommen aber beginnt eine neue harte Runde im Kampf um Leser und Inserenten.

Maxwells Rettungsanker griff in letzter Minute. An diesem Freitag wollte die Tribune Company von Chicago, die Besitzerin der 'News‘, das 71 Jahre alte Blatt schließen. Ein mehr als vier Monate dauernder, immer wieder von Gewalttätigkeiten begleiteter Streik hatte die ohnehin seit Jahren defizitäre Zeitung an den Rand des Ruins gebracht. Erbittert hatten sich die neun Gewerkschaften, in denen rund 2.600 'News‘- Mitarbeiter organisiert sind, gegen Personalabbau und Sparmaßnahmen gewehrt, mit denen die Tribune Company das Blatt wieder in die schwarzen Zahlen bringen wollte.

Die Auflage fiel von über einer Million auf etwa die Hälfte, das Anzeigenaufkommen ging gegen Null. 700.000 Dollar verlor das mit Hilfe von Streikbrechern mühsam weitergeführte Blatt an jedem Streiktag. Obdachlose verhökerten die Notausgaben auf den Straßen, nachdem sich die Kioskbesitzer aus Furcht vor Repressionen der Gewerkschaften geweigert hatten, die 'News‘ weiter zu verkaufen. Zwei Wochen vor dem drohenden Aus erschien Maxwell, dem in London unter anderem das artverwandte Massenblatt 'Daily Mirror‘ gehört, als potentieller Retter auf der Bildfläche. Die Tribune Company bot ihm 60 Millionen Dollar als Dreingabe an, wenn er die waidwunde 'News‘ einschließlich ihrer auf mehr als hundert Millionen Dollar geschätzten Verbindlichkeiten übernähme. Maxwell schlug ein unter der Bedingung, daß er sich mit den Gewerkschaften einigte.

Der in der Tschechoslowakei geborene Verleger, der in England aus dem Nichts ein imposantes Medienimperium aufgebaut hat, machte unlängst durch den Einstieg in das einst SED-eigene Berliner Verlagshaus von sich reden. Mit der Übernahme der 'News‘ gelang Maxwell, dem in der Acht-Millionen-Metropole New York bereits der Buchverlag Macmillan gehört, nun auch der Sprung in den US-Zeitungsmarkt.

Die Konditionen, die er den 'News‘-Gewerkschaften abrang, kaum weniger schwerwiegend als das, was die Tribune verlangt hatte: Rund 800 der insgesamt 2.600 von Gewerkschaftsmitgliedern besetzten Stellen sollen eingespart werden, nach Möglichkeit durch freiwillige Kündigungen, die mit bis zu 50.000 Dollar Ablöse versüßt werden.

Mit dem Personalabbau will Maxwell schon im ersten Betriebsjahr aus den roten Zahlen kommen. Aber zunächst einmal wird er investieren müssen. Auf 50 Millionen Dollar werden die Investitionen geschätzt, die nötig seien, um die 'News‘ wieder auf die Beine zu bringen. Wenn es gelingt, die 'News‘ wiederzubeleben, wird es einen erbitterten Kampf um Leser und Inserenten geben, denn für drei profitable Boulevardblätter — direkte Konkurrenten sind die 'New York Post‘ und die 'New York Newsday‘ — ist in New York wohl auf Dauer kein Platz.