Jeden Tag bei Null anfangen

■ In den Betrieben und Fabriken Ostdeutschlands herrscht der permanente Ausnahmezustand. Die Gewerkschaften stemmen sich gegen die sozialen Folgen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Die Menschen haben kaum einen individuellen Ausweg und hoffen auf die Hilfe der Gewerkschaften. Die Ostkollegen müssen sich erst an die neue Rollenverteilung von Arbeitgeber und Werktätigen gewöhnen, zumal wenn ehemalige Genossen plötzlich den Hardliner-Kapitalisten spielen. Ein Bericht aus Leipziger Metallbetrieben. VONMARTINKEMPE

Abends gegen elf sammeln sie sich meistens in der „Bauernstube“ des idyllisch an einem See gelegenen ehemaligen FDGB-Heims in Großsteinberg bei Leipzig. Bier gibt es aus dem Kühlschrank, der Wein kommt aus dem Fränkischen oder Schwäbischen, je nachdem ob Jochen Kletzin aus Würzburg oder Inge und Wolfgang Misol aus dem nordbadischen Bruchsal ihre privaten Vorräte opfern. Der Raki wird von Davud Kösker beigesteuert, dem Kurden, der seit 22 Jahren in Gelsenkirchen lebt und nun mit sieben anderen Westdeutschen von der IG Metall in die sächsische Metropole entsandt wurde, um hier mitten im chaotischen Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft den gewerkschaftlichen Neuaufbau zu bewerkstelligen. „Hallo Ruhrgebietler“, wird Kösker von seinen Kollegen begrüßt. „Hallo Südländer“, frozzelt er zurück.

Wenn die Westgewerkschafter am Abend in ihr von der IG Metall angemietetes Domizil zurückkommen, haben sie einen Arbeitstag hinter sich, wie sie ihn in Westdeutschland bislang nicht gekannt hatten und der, so beteuern sie, „drüben gar nicht möglich wäre“. Sie alle haben für befristete Zeit ihr gewohntes Leben verlassen und merken nach einigen Monaten im wilden Osten der Republik gar nicht mehr, daß sie inzwischen einen Perspektivenwechsel vollzogen haben, und wie die Leipziger von „hier“ und „drüben“ sprechen. Und auf die „drüben“, die Westdeutschen, auch ihre GewerkschaftskollegInnen, sind sie gar nicht gut zu sprechen: „Die machen sich gar keinen Begriff davon, was hier abgeht“, ereifert sich Wolfgang Misol, im Normalberuf Lehrer an der IG-Metall-Schule in Lohr. „Die können sich das gar nicht vorstellen“, pflichtet Hartmut Siemon bei, der vor Jahren bei Hoesch in Dortmund als oppositioneller Betriebsrat von seiner Gewerkschaft ausgeschlossen wurde und jetzt, inzwischen wieder aufgenommen, für eben diese Gewerkschaft täglich zwölf und mehr Stunden Aufbauarbeit leistet.

„Normale Gewerkschaftsarbeit kannst du hier nicht machen“, berichten die Westgewerkschafter, denn „hier herrscht der permanente Ausnahmezustand“. Überall bricht es zusammen: zwei Querstraßen vom IG-Metall-Büro entfernt steht ein riesiger, schwarzer Gebäudekomplex, dessen blinde Fenster seit kurzem nur noch durch ein paar Notleuchten erhellt werden. „Das war einmal eine Textilfabrik“, heißt es. Und mittags gehen die Gewerkschafter manchmal in der Kantine einer benachbarten Brauerei essen. Noch ist das möglich, aber nicht mehr lange. Die Brauerei wurde von einem westdeutschen Bierkonzern aufgekauft und wird diesem voraussichtlich als Warenlager dienen. Da wird sich der Kantinenbetrieb kaum noch lohnen.

Erst beim Blick in die Betriebe wird offenbar, was der betriebsame Verkehr auf Leipzigs Straßen überdeckt: die Wirtschaft der Stadt nähert sich dem absoluten Stillstand. Ringsum brechen die Betriebe zusammen, große wie kleine, ohne jede Ausnahme. Und für die Menschen gibt es keinen Ausweg mehr. Nicht einmal die Illusion eines individuellen Auswegs bleibt ihnen, wenn sich überall in den Fabriken und Büros eine gespenstische, feiertägliche Ruhe ausbreitet. So wie in den Gebäuden der Werkstoff-Prüfmaschinen GmbH im Leipziger Süden, wo bis vor kurzem noch rund 1.000 Männer und Frauen gearbeitet haben. Jetzt stehen noch 800 auf der Lohnliste, von denen bereits 200 mit Kurzarbeit Null nach Hause geschickt wurden, berichtet die 27jährige Diplomingenieurin Dorine Craß. Nur etwa 300 sind noch ganz beschäftigt, und wenn das Sanierungskonzept der Betriebsleitung wider Erwarten aufgehen sollte, werden am Ende noch 260 Männer und Frauen übrigbleiben. Aber vielleicht sind es auch nur 50, wenn sich ein schon namentlich bekannter westdeutscher Konzern einige Rosinen aus dem Betrieb herauskauft. Niemand weiß Genaueres.

Dorine Craß, die eigentlich einmal Theaterwissenschaften studieren wollte, sich dann aber notgedrungen auf Werkstofftechnik spezialisierte, ist eine der wenigen aktiven Gewerkschafterinnen in der Leipziger IG Metall. Vor einem Jahr war sie als einzige Frau in den Betriebsrat gewählt worden und versucht seitdem, eine Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft in ihrem Betrieb aufzubauen, um wenigstens für einige ihrer Kolleginnen und Kollegen den Arbeitsplatz zu retten. Dorine Craß hat auch in ihrem Betrieb beobachtet, daß bei den Massenentlassungen besonders die Frauen aus dem Erwerbsleben herausgedrängt werden, und zwar vor allem aus den frauenuntypischen Bereichen. Immerhin hat sie in ihrem Betrieb durchsetzen können, daß die betriebliche Frauenquote von 28 Prozent durch die Entlassungen nicht noch weiter gedrückt werden darf. Unterstützung erwartet sie allerdings bei ihren Aktivitäten kaum. „Wir müssen hier die Frauenarbeit bei Null anfangen“, meint sie, denn das Bewußtsein über die Benachteiligung der Frauen sei wenig ausgeprägt.

Ehemalige Genossen entzweien sich

Nicht nur damit müssen die Gewerkschaften bei Null anfangen. Irgendwann in den nächsten Monaten wollen sich die Westgewerkschafter überflüssig gemacht haben und die Arbeit an neu rekrutierte Kolleginnen und Kollegen aus Leipziger Betrieben übergeben. Aber bis es soweit ist, bricht täglich über sie das ganze Elend, die Ratlosigkeit und Verzweiflung der Menschen herein, die durch den allgemeinen Zusammenbruch der Betriebe plötzlich die Normalität und Sicherheit ihres bisherigen Lebens verloren haben und sich hilfesuchend an die Gewerkschaften wenden. Morgens um acht, wenn der rote VW-Bus mit IGM- Emblem in der Verwaltungsstelle in der Erich-Zeigner-Straße vorfährt, stehen schon die ersten vor der Tür des Rechtsberaters Kösker. Und abends, wenn die Tour durch die Leipziger Betriebe beendet ist, warten immer noch welche. Sie alle suchen Hilfe, nicht zuletzt gegen die Machenschaften der alten Genossen, die in den meisten Betrieben noch das Sagen haben und sich offenbar sehr schnell von der alten auf die neue Zeit umstellen konnten.

Auf ihrem rastlosen Weg durch die Leipziger Betriebe begegnen die Gewerkschafter immer wieder den alten Genossen, manchmal auch auf beiden Seiten des innerbetrieblichen Interessenkonflikts. Die erste Station heute ist ein Ingenieurbetrieb im Süden Leipzigs, ein Planungsbüro der östlichen Art: untergebracht in einem verfallenden Altbau mit morastigem Hinterhof. Die Büros haben vor Jahrzehnten zum letzen Mal Farbe gesehen, und das Betriebsratsbüro befindet sich in einer schäbigen Holzbaracke. Den Weg zur Toilette muß man „immer der Nase nach“ gehen, meint etwas beschämt der Betriebsrat Hans Nolte (Name geändert/d.Red.), ein knapp vierzigjähriger Ingenieur, der früher in der Betriebsgewerkschaftsleitung und — zusammen mit dem damaligen und heutigen Geschäftsführer — auch in der Parteileitung gesessen hat. Er will weder sich noch den Betrieb öffentlich genannt haben.

Nervös nestelt Nolte vor der Betriebsversammlung abwechselnd an Kugelschreiber oder Zigarette. Die sich abzeichnende Polarisierung mit der Geschäftsführung macht ihn unsicher. Denn seine ehemaligen Genossen sind zwar terminologisch noch nicht auf der Höhe der Zeit — sie berichteten während der Betriebsversammlung über leider ergebnislose Diskussionen im „Leitungskollektiv“ des Betriebes. Aber ansonsten, erzählt Nolte, seien sie inzwischen voll auf der Linie des Unternehmerverbandes. Und die bedeutet in diesem Fall ganz offensichtlich: abwickeln, und zwar so billig wie möglich. Von früher rund 80 Beschäftigten sind etwa 20 schon draußen, 20 weitere sind auf Kurzarbeit Null und sollen zum 30. Juni entlassen werden. Aber auch für die Verbleibenden sieht es nicht günstig aus, denn noch werden zwar alte Aufträge abgearbeitet, aber neue sind weit und breit nicht in Sicht. „Es gibt kein Konzept, was werden soll“, berichtet Nolte resigniert.

„Die Resignation ist das Schlimmste“, meint Wolfgang Misol. Mit Engelszungen versucht er auf der Betriebsversammlung, den Menschen Mut zu machen. Die hören schweigend zu, Nachfragen gibt es kaum. Obwohl überdurchschnittlich qualifiziert, wirken die Beschäftigten eher eingeschüchtert. Der selbstbewußte Habitus westdeutscher Angestellter fehlt hier völlig. Der Betrieb biete günstige Voraussetzungen für Qualifizierungsmaßnahmen, regt der Gewerkschaftssekretär an. Wer heute in eine Qualifizierungsmaßnahme aufgenommen werde, könne bis zur Arbeitslosigkeit bis zu zwei Jahren Zeit gewinnen. Aber die Resonanz bleibt aus.

Er attackiert den Geschäftsführer wegen eines Formfehlers bei den ausgesprochenen Kündigungen und fordert die Betroffenen auf, in jedem Fall mit Unterstützung der Gewerkschaft vor das Arbeitsgericht zu gehen. „Aber ihr müßt die Fristen einhalten: in 21 Tagen muß eure Klage beim Gericht eingehen, nicht in 22, in genau 21 Tagen und keine Minute später“, schärft er ihnen ein. „Ihr müßt euch selber kümmern. Das kann euch keine Gewerkschaft abnehmen.“ Und schließlich ruft er angesichts der allgemeinen Aussichtslosigkeit zur von der IG Metall organisierten Montagsdemonstration auf. Eine Reaktion der rund 60 Anwesenden ist nicht erkennbar.

Die Versammlung geht zuende. Schweigend verlassen die Menschen den Raum. Nur der Betriebsleiter ist empört: „Dies ist keine Gewerkschaftsversammlung!“ meint der Ex-Genosse und schimpft auf die unerlaubte „Parteipropaganda“ im Betrieb. Auch dem Betriebsrat ist offensichtlich ungehaglich in seiner Haut. Aber als sich nachher noch herausstellt, daß der Geschäftsführer seine Beschäftigten systematisch zu tief in die ab 1.4. geltende neue Gehaltstabelle für Angestellte eingestuft hat, muß der verunsicherte Betriebsrat verblüfft und verbittert feststellen, daß auch er selbst davon betroffen ist. Sein Vertrauen in die Gutwilligkeit der alten Parteifreunde ist heftig erschüttert.

Der Chef geht mit zur Demo

Die Einstufung: kein anderes Thema wird in den ostdeutschen Betrieben derzeit so heftig diskutiert wie die Eingruppierung der einzelnen Arbeiter und Angestellten in die nach westlichem Muster in die Tarifgebiete der neuen Länder übertragenen Lohn- und Gehaltsstufen. Langsam und eindrücklich spricht der Westgewerkschafter auf die sechshundert Leute im Saal ein: „Lest euch den Tarifvertrag gut durch und kontrolliert, ob ihr richtig eingestuft seid. Von eurer Einstufung hängt nicht nur euer Lohn ab, sondern auch das Kurzarbeitergeld, und später vielleicht das Arbeitslosengeld und die Arbeitslosenhilfe.“ Sogar die spätere Rente, macht er ihnen klar, hängt davon ab, wie sie sich jetzt einstufen lassen. Auch die Fallstricke der „Zumutbarkeitsregelung“ bei der Arbeitsvermittlung werden ausführlich erläutert.

Der Kantinensaal der Getriebewerke Leipzig GmbH ist bis auf den letzten Platz besetzt. Alle sind sie gekommen, auch die 90 Beschäftigten, die derzeit auf Kurzarbeit Null gesetzt sind. Denn noch immer hoffen sie, daß der Betrieb sich auch in der Marktwirtschaft behaupten kann. Einst waren die Getriebewerke ein stolzer Maschinenbaubetrieb, der in alle Welt geliefert hat. In dieses Werk hat es auch den 56jährigen Betriebsrat Emil Wilke verschlagen, der zu Beginn der Betriebsversammlung im breitesten Ruhrpott-Tonfall die Neuauflage der Leipziger Montagsdemonstrationen durch die IG Metall ankündigt: „Nun werden wir wohl jeden Montag wieder unsere Runden drehen müssen.“

Wilke ist 1966, drei Jahre nach dem Bau der Mauer, der Politik und der Liebe wegen aus Bochum in die DDR übergesiedelt. Aber schon „nach zwei Jahren bin ich aus der Partei wieder raus“ berichtet er, der sich trotz der Enttäuschung über den Realsozialismus bis heute seine sozialistischen Ideale bewahrt hat. Aber „nun hat mich der Kapitalismus ja wieder“, konstatiert er trocken. Und obwohl er sich eher reif für den Vorruhestand als für die anstrengende Betriebsratsarbeit fühlt, ist er noch einmal aktiv geworden und einer der freigestellten Betriebsräte der Getriebewerke Leipzig.

Mit einigen dürren Zahlen umreißt Wilke die entmutigende Situation des Betriebes. Sie unterscheidet sich nicht von den meisten anderen Leipziger Metallbetrieben: von früher über tausend Beschäftigten sind heute nur noch 620 im Betrieb. 90 von ihnen sind sind beschäftigungslos auf Kurzarbeit Null. Der Rest hat Kurzarbeit 50 Prozent, demnächst werden es 85 Prozent. Nach einem Sanierungskonzept sollen bis zum kommenden Jahr 340 Entlassungen ausgesprochen werden. Der einzige Hoffnungsschimmer ist, daß 70 Leute in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen untergebracht werden konnten. Ob der Betrieb überlebt, weiß niemand. „Wenn die Aufträge wegbrechen“, kündigt Geschäftsführer Büchner während der Betriebsversammlung an, „gibt es einschneidende Maßnahmen in unserem Betrieb.“ Die vorhandenen Aufträge könnten die Beschäftigung nur bis Mitte des Jahres sichern.

Auch dieser Geschäftsführer ist ehemaliger Genosse. Aber er versucht geschickt, sich als Anwalt der Belegschaft darzustellen. Angesichts der trostlosen Situation bleibe nichts weiter als die „konsequente Durchsetzung der Kurzarbeit“, stellt er im schönsten Planerfüllungsjargon fest. Er tritt für die von Bundesarbeitsminister Blüm zugesicherte Verlängerung der Kurzarbeiterregelung ein. „Nur politischer Druck auf Bonn kann jetzt noch helfen“, meint er und kündigt sein persönliches Erscheinen auf der Montagsdemonstration der IG Metall an.

„Normal ist das nicht“, rückt Misol bei der Rückfahrt ins IG-Metall- Büro am späten Nachmittag zurecht. Normal sei eher, was er am Morgen in einem anderen Leipziger Großbetrieb erlebte. Dort habe sich im Laufe der Versammlung herausgestellt, daß der Genosse Geschäftsführer sich um die Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband herumdrücken wollte — offensichtlich in der Absicht, die tarifvertraglichen Verpflichtungen gegenüber der Belegschaft zu umgehen. „Den haben wir aber rund gemacht“, erzählt er stolz. Am Ende der Betriebsversammlung habe der Geschäftsführer zugesichert, entweder einen Anerkennungstarifvertrag oder das Beitrittsformular des Arbeitgeberverbandes zu unterzeichnen. Und damit der Druck nicht nachläßt, empfahl der Westgewerkschafter den unerfahrenen Ost-Betriebsräten den Griff in die betriebsverfassungsrechtliche Trickkiste: die Betriebsversammlung nicht zu beenden, sondern nur zu unterbrechen. So kann die Belegschaft sich in einer Woche wieder versammeln, um den Vollzug zu kontrollieren.

So geht es jeden Tag. Immer wieder die gleichen Geschichten des Niedergangs, des Zusammenbruchs, der kleinen und großen Schurkereien alter Genossen. Wolfgang Misol kennt sich inzwischen in den Betrieben der sächsischen Metropole aus, aber konkurrenzfähige Betriebe hat er bisher nicht entdeckt. Wie viele engagierte Westgewerkschafter hat er in der Vergangenheit durchaus Sympathien für den DDR- Sozialismus gehabt. Der Antikommunismus war ihm ein Greuel. Und als er sich zusammen mit seiner Frau für den Einsatz in Leipzig meldete, wollte er den Menschen helfen, das „Bewahrenswerte“ zu verteidigen. Inzwischen ist er gründlich ernüchtert. An die angeblichen Errungenschaften der ehemaligen DDR glaubt er nicht mehr. Aber dafür umso mehr an die Menschen, die jetzt verbittert feststellen, daß sie auch von den westdeutschen Politikern hintergangen wurden, und die nun bei den Gewerkschaften Schutz suchen.

Abends beim Wein in der „Bauernstube“ sind die Westgewerkschafter wieder unter sich. Die „Ruhrgebietler“ und die „Südländer“ erzählen sich die Geschichten vom Tage. Heute ist es die Geschichte von den feindlichen Genossen im Ingenieurbüro und von dem verzweifelten jungen Mann, der abends plötzlich im Büro auftauchte, um seinen Gewerkschaftsaustritt zu fordern. Arbeitslos sei er zwar noch nicht, hatte er mit den Tränen ringend erklärt, aber er fühle sich herumgestoßen und verraten. „Die machen ja sowieso mit mir, was sie wollen, und ihr wollt auch nur mein Geld.“ Am nächsten Morgen wurde der Mann aus der Mitgliederkartei herausgenommen — eines der zahllosen Opfer des ostdeutschen Zusammenbruchs, das mit allem nicht mehr fertig wird. Aber weil sich nicht alle so hoffnungslos aufgegeben haben wie dieser junge Mann, weil es trotz aller Misere noch Möglichkeiten zur selbstbewußten Gegenwehr gibt, werden spät abends in FDGB-Heim Großsteinberg die Termine für den nächsten Tag verteilt.