Meckern unter weiten Bögen

■ Begeisternd: Dresdner Philharmoniker mit Jörg-Peter Weigle in der Glocke

Das 12. Meisterkonzert der Saison bestritten am vergangenen Montag die Dresdner Philharmoniker unter Jörg-Peter Weigle. Bereits mit dem ersten Werk machten der erst 38jährige, hochbegabte Dirigent und die Streicher seines Orchesters großen Eindruck: Die 1945 entstandenen „Metamorphosen“ für 23 Solostreicher von Richard Strauß sind ein ergreifendes Resumé des vom Tod schon beschatteten Komponisten.

Weigle beschwor die Endzeitstimmung des Werks und konnte die weiträumigen Bögen zielsicher disponieren. Klug hielt sich das Ensemble zu Beginn zurück, um in den komplexen Höhepunkten gegen Ende seine Fähigkeiten im Espressivo-Spiel voll auszuschöpfen — eine bewundernswerte Leistung.

Beethovens erstes Klavierkonzert wirkte nach den anstrengenden „Metamorphosen“ wie eine belebende Dusche. Weigle und das Orchester demonstrierten hier exemplarisches, sensibles Begleiten. Schwächer war die Interpretation des Soloparts durch Peter Rösel : Akzente hatten nicht genug Biß (Gegenrhythmik im ersten Satz), große Bögen zergingen spannungslos. Und das Finale verwandelte sich in einen Kehraus: Rösel wurde immer schneller. Das Publikum fiel auf die Effekthascherei herein und erklatschte sich eine Zugabe. Und Rösel lieferte, recht überheblich, eine Bagatelle von etwa zwölf Sekunden Länge ab.

In Mozarts Sinfonie Nr.39 Es- Dur steigerte das Orchester seine bei Beethoven demonstrierten Tugenden noch erheblich. Das zügige Tempo bekam dem zweiten Satz vorzüglich: Die dramatischen Höhepunkte konnten so alle Kraft entfalten. In Menuett und Finale legte sich das Orchester noch einmal voll ins Zeug. Das Publikum dankte mit großer Begeisterung. Das einzige, was mich den ganzen Abend lang wirklich störte, war die schlechte Flötensolistin, deren Klangschwächen samt aufdringlichem, schnellem „Mecker“-Vibrato die Balance des Bläsersatzes durchstach. Gunnar Cohrs