Jetzt beginnt die Fahrradklausaison

■ Mit den steigenden Temperaturen benutzen wieder mehr Berliner das Fahrrad/ Und auch die Diebe rüsten sich für die Saison/ Seit Beginn dieses Jahres wurden bereits 1.500 Räder geklaut

Berlin. Frühjahr wird's und damit Zeit, das Fahrrad aus dem Keller zu holen und zum Transportmittel der Saison zu erklären. Corinna Meier, glücklich über das schöne Wetter, ließ die BVG links liegen und fuhr mit dem Rad zur Uni. Doch ihr Frühlingsglück hatte ein abruptes Ende: Beim Verlassen der Hochschule war von ihrem Gefährt nichts mehr zu sehen. Die dicke Kette verfehlte ihren Zweck — der Dieb hatte keine Probleme, das Schloß zu knacken.

Diese Erfahrung machen viele Berliner. Mehr als 1.500 Fahrräder sind nach Polizeiangaben seit Januar in Berlin schon geklaut worden — dabei ist die Hochsaison der Fahrraddiebe erst im Sommer. Die Chancen, das geklaute Rad wiederzubekommen, sind »sehr schlecht«, sagt Polizeisprecher Thomas Wurl.

Dabei hatte Corinna Meier gute Chancen. Schließlich hatte sie ihr Gefährt lila bepinselt, damit es nicht wie jedes andere Fahrrad aussieht. Auch für die Polizei wäre es so gut zu erkennen. Allerdings hindert den Dieb nichts daran, das Rad in einer anderen Farbe anzumalen. Zwar rät Wurl allen FahrradbesitzerInnen, sich genau die Rahmennummer sowie besondere Kennzeichen und die Farbe des Rades zu notieren. Andererseits sei es für die Täter kein Problem, solche Kennzeichen zu ändern oder zu entfernen. Eine Rahmennummer kann leicht herausgefeilt werden.

Corinna Meier wird sich wohl an die Versicherung wenden müssen, um ihr Rad ersetzt zu bekommen. Allerdings hatte sie vergessen, ihren Drahtesel bei einer Fahrradversicherung anzumelden. So muß sie nun versuchen, das Geld über die Hausratsversicherung zurückzuerhalten. Das empfiehlt zumindest Kerstin Karlsberg vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

Spezielle Fahrradversicherungen kann der Radfahrer noch bei der »Condor«-Versicherung erhalten, die nach Angaben Karlsbergs mit dem ADFC zusammenarbeitet. Allerdings habe Condor eine drohende Pleite unter anderem nur mit einer drastischen Prämienerhöhung von 50 Prozent abwenden können. So müssen bei Condor für ein Rad im Wert von 1.000 Mark jährlich 58 Mark Versicherungsprämie hingeblättert werden. Bei Edelrädern bis zu 1.500 Mark erhöht sich die Prämie schon um 50 Mark.

Perfekter Schutz vor Diebstahl ist fast nicht möglich. Nach Angaben von Karlsberg gibt es kein absolut sicheres Schloß, doch halte ein vernünftiges Schloß wenigstens die Gelegenheitsdiebe ab. Wurl kann da nur raten, das Rad, wenn es nicht gebraucht wird, in geschlossenen Räumen abzustellen — was oft nicht so einfach ist, wie er selbst zugibt.

Geklaut wird gerne dort, wo die Auswahl groß ist. Das sind vor allem die Freischwimmbäder und auch die U- und S-Bahnhöfe. Und: Diebe sind beim Klau sehr mode- und preisbewußt, das teurere Rad wird im Zweifelsfall bevorzugt. Zur Zeit gehören dazu besonders die Mountain-Bikes. aha