»Hohe Animosität gegen Ausländer«

■ Der künftige Geschäftsführer der Berliner Olympia-GmbH warnte vor Ausländerfeindlichkeit/ Berlin müsse »Feldzug der Sympathie« starten

Berlin. Mit mutigen Worten gegen die grassierende Ausländerfeindlichkeit in der Stadt stellte sich gestern Lutz Grüttke, der künftige Geschäftsführer der Berliner Olympia- GmbH, den Berlinern vor. Über die »hohe Animosität gegen Ausländer«, die er hier angetroffen habe, sei er »überrascht«, sagte der 48 Jahre alte Manager. Wenn Berlin mit seiner Bewerbung um die Olympischen Spiele im Jahr 2000 Erfolg haben wolle, müsse die Stadt in aller Welt einen »Feldzug der Sympathie« starten. Eine ausländerfeindliche Stimmung sei da »absolut nicht akzeptabel«, warnte der künftige Olympia- Geschäftsführer.

»Ich bin kein Politiker und kein Diplomat, sondern Sportler«, sagte der gelernte Journalist, der zeitweise Geschäftsführer der IBM Deutschland war und zuletzt eine leitende Position bei der Baseler Werbeagentur GGK hatte. Als Chef der Berliner Olympia-GmbH, die der Senat im April gründen will, soll Grüttke in aller Welt dafür werben, daß die Olympiade im Jahr 2000 in der Bundeshauptstadt ausgetragen wird. Nachdem Berlin mittlerweile als einzige deutsche Bewerberin übriggeblieben ist und ihre offizielle Bewerbung eingereicht hat, muß die Stadt sich 1993 vor dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gegen Konkurrenten wie Peking und Brasilia durchsetzen.

»Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Lutz Grüttke«, ließ der in Washington weilende Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) gestern verbreiten. Vermutlich wird das Gespann Diepgen-Grüttke ein ungleiches Paar: Mit einem mutmaßlichen Jahresgehalt um die 400.000 Mark soll der Olympia- Chef weit besser bezahlt werden als der Bürgermeister.

Den Senatspolitikern, die den Manager gerufen hatten, gab Grüttke eine ganze Reihe von Hausaufgaben mit: Berlin müsse sich präsentieren als »geistreiche« und »kreative« Stadt, als Schauplatz für Frieden und Freiheit und als Ort, an dem der Ost- West-Konflikt »gelöst« worden sei. Alles, »was die Stadt macht«, sei eine Nachricht. Mit negativen Nachrichten aus Berlin müsse deshalb »Schluß« sein. Hier seien auch »ordnungspolitische Vorleistungen der Politiker« gefordert. Als seine eigene Aufgabe betrachtete es der »Kommunikationsmann« (Grüttke über Grüttke), die »Message« der Stadt zu bündeln zu dem Slogan: »Berlin ist Spitze, Berlin is best«.

Es müsse »selbstverständlich« sein, daß »alle Berliner mitziehen«, meinte Grüttke. Schwierigkeiten bei der Sympathiewerbung sieht der Manager bei den europäischen Nachbarn. Vorherrschend sei dort zur Zeit — unter anderem wegen des Golfkrieges — das »Bild des unentschlossenen, häßlichen Deutschen«. hmt