Gysi warnt in Israel vor Großmacht Deutschland

 ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Ganz im Gegensatz zu der im Eklat geendeten Grünen-Reise unter Leitung von Christian Ströbele wird der mit offiziellen Terminen vollgestopfte Besuch einer von Gregor Gysi angeführten PDS-Delegation in den israelischen Medien kaum wahrgenommen.

Bei einer Veranstaltung zum Thema „Deutschland“ warnte Gysi gestern in Jerusalem, Israel solle Deutschland keine Ausreden liefern, jüdische Auswanderer aus der Sowjetunion nicht aufzunehmen. Israel könne alle sowjetischen Juden dazu überreden, nach Israel zu gehen, aber es sei gefährlich und erschreckend, wenn Deutschland seine Grenzen für Juden schließt, „weil Israel das so will“. „Ich als Deutscher kann keinem sowjetischen Juden sagen: ,Du bist hier unerwünscht, geh' nach Israel‘“, erklärte Gysi.

Der PDS-Vorsitzende sprach sich gegen ein Deutschland als „Großmacht Europas“ ab, weil dies die europäische Einheit untergrabe. Nicht ein „deutsches Europa“, sondern vielmehr ein „eruopäisches Deutschland“ sei das Ziel. In scharfer Form wandte sich Gysi gegen den Versuch, das ehemalige DDR-Regime mit der Nazi-Herrschaft zu vergleichen. Dies würde den Faschismus verharmlosen. Wer das tut, so Gysi, „zieht einen Vergleich zwischen einem Haufen von Akten und einem Haufen von Leichen“.