Ho Chi Minh — „ein Verräter“

Bitte den

Vietnamesen

Im aufrührerischen Jahr 1968 war es, als der vietnamesische Student Pham-Cong Hoang zum Studieren nach Berlin kam. Er engagierte sich gegen den US-Krieg in Vietnam und feierte, wie deutsche KommilitonInnen auch, das nordvietnamesische Revolutionsidol „Ho Chi Minh“. Doch nach dem Ende seines Studiums kehrte der frischdiplomierte Ingenieur nicht in seine Heimat zurück. Pham-Cong Hoang: „Die Kommunisten haben versagt. In meinem Dorf haben sie 100 Menschen lebendig begraben, nur weil sie Katholiken und gegen die Regierung waren.“

Das einstige Idol „Ho Chi Minh“ ist für ihn zum „Verräter“ geworden: „Ho Chi Minh hat gesagt: 'Wir werden das Land aufbauen, zehn Mal schöner als zuvor, wenn wir Yankee-Amerika geschlagen haben.' Aber statt dem Volk zu dienen, sind sie in Kambodscha und Laos einmarschiert.“ Zwei Jahre nach dem Sieg der nordvietnamesischen Armee hörte Pham-Cong Hoang auf, die Kommunisten zu unterstützen. Er beantragte Asyl in der Bundesrepublik, was er damals nach nur zwei Monaten Wartezeit erhielt.

1978 erklärte sich die CDU- Regierung unter Ernst Albrecht in Niedersachsen bereit, die ersten tausend Flüchtlinge aus Vietnam aufzunehmen. Pham-Cong Hoang begründete die Flüchtlingshilfeorganisation mit, die er heute leitet.

Heute lebt Pham-Cong Hoang in Bremen und arbeitet als Ingenieur bei der Deutschen Airbus in Hamburg. Seit Vietnamesen in Sachsen von Skin- Heads mißhandelt worden sind, nimmt er sich häufig frei: „Ich muß etwas für meine Landsleute tun. Wenn ich an die Leute in meinem Dorf denke, kann ich nicht einfach nichts tun. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen, wo es keine elektrischen Lampen gibt. Ich habe als Junge Wasserbüffel betreut.“ Den Hungerstreik seiner Landsleute kann Pham-Cong Hoang nicht mitmachen: Er hat ein Magengeschwür. B.D.