Im Viertel wird bald gepfählt

■ Ostertor und Steintor bald autofrei / Einbahnstraßensysteme geändert

“Da kennen wir nichts, da wird knallhart gepfählt.“ Die Brachialgewalt von Ortsamtsleiter Dieter Heck bezieht sich Gott sei Dank nicht auf den Allerwertesten der Autofahrer, die täglich Ostertor und Steintor mit einer Lärmhölle in Autobahnformat und horrenden Stickstoffwerten belästigen. Pfählen ist die neue Methode gegen unerlaubtes Parken: Noch vor der nächsten Bürgerschaftswahl sollen die Autos aus dem Viertel verschwinden und jede illegale Parkmöglichkeit systematisch verhindert werden.

Den Autos geht's jetzt ernsthaft an den Kragen. Bereits Ende April soll das neue Verkehrskonzept (taz vom 4.3.) durch die Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt und dann sofort durch die senatorische Verkehrskommission. Widerstand ist kaum noch zu erwarten: Kaufmannschaft und Anwohner haben sich mit den Behörden geeinigt, die Senatoren Sakuth und Kunick wollen das Projekt noch vor der Wahl realisieren.

Von der Mozartstraße an bis zur Bauernstraße wird der Ostertorsteinweg künftig für Auto gesperrt sein. Ausgenommen sind Ladeverkehr, Taxis und Öffentlicher Personen-Nahverkehr. Die verlorenen 100 Parkplätze werden durch die Parkplatzgesellschaft in der Theatergarage zur Verfügung gestellt. Dort wartet eine Kapazität von 400 Stellboxen auf willige Aussteiger.

Über Dobben und Sielwall bleiben Schmidtsraße und Linienstraße mit dem Auto erreichbar.

Letzte Chance für Ostertor-RaserFoto: Sabine Heddinga

Dahinter setzt sich die Füßgängerzone bis zur Lübecker Straße fort. Unterbrochen wird das neue Fußgängerrevier zwischendurch von „Fahrschleifen“. Die fälligen Parkplätze, die Vor dem Steintor entfallen, sollen durch eine zweite Parkplatzebene in der Lübecker Straße aisgeglichen werden. Dafür müssen allerdings drei Häuser in der Sophienmstraße geräumt werden, die zur Zeit noch bewohnt sind.

Offen ist derzeit noch die Verkehrsführung zwischen Vor dem Steintor und Humboldtstraße.

Ortsamtsleiter Heck hat von Anwohner um die Friesenstraße einen Entwurf erhalten, der im wesentlichen die Sperrung der Durchfahrt Friesenstraße mit drei Wendpunkten vorsieht. „Die wollen doch nur den Freierverkehr trockenlegen, das ist Lobbyismus für die eigene Straße“, kritisierte Heck. Seiner Meinung nach dürfe man ein erneutes Untertauchen der Junkszene in unbekannte Regionen nicht riskieren.

Wer von außerhalb kommt, soll demnächst von parkplätzen des Weserstadions mit Kleinbus

sen im drei-Minuten-Takt durch Viertel befördert werden. Am Weserstadion sollen auch Parkplätze für die Anwohner entstehen, die tag und nacht bewacht werden. „Wir greifen hier hart durch“, kündigte Heck gestern die Ahndung jedes Verstoßes gegen die neuen Maßnahmen an. Die autofreie zukunft des Viertels steht vor der Tür: Noch im September sollen die Maßnahmen für das Ostertor abgeschlossen sein und als Senatsprojekt SPD-Stimmen sichern.

Markus Daschner