Steffi Graf: Weiß nicht, was passiert ist.

Sie war ratlos und verunsichert, nachdem sie gegen Gabriela Sabatini im Halbfinale in Key Biscane mit 6:0, 6:7, 1:6 verloren hatte. Steffi Graf fand hinterher nur Worte, die ihre ganze Verwirrung wiederspiegelten: „Ich weiß nicht, was passiert ist. Also, ich glaube, wissen Sie, ich weiß nicht, was es war. Ich war einfach so enttäuscht“, sagte die 21jährige völlig niedergeschlagen und traurig. Sie sah verzweifelt aus, weil sie wußte, daß sie für ihr angeknackstes Selbstvertrauen ein Erfolgserlebnis braucht. Aber das bleibt aus.

Es war eine eigenartige Begegnung: Die 12.000 Zuschauer raunten und staunten nach der fehlerlosen Weltklasseleistung der Deutschen im ersten Satz. Jungstar Jennifer Capriati drehte sich auf der Tribüne um und fragte: „Mein Gott Mama, was ist denn hier los?“ Steffi Graf spielte wie früher, Gabriela Sabatini war ihr Spielball. Plötzlich aber variierte die Argentinierin, spielte intelligent und wartete auf die Fehler ihrer Gegnerin. „Da stand Steffi oft vor dem Ball, hat überlegt und dann in der Bewegung abgebrochen“, analysierte Olaf Merkel, Ex-Trainer von Claudia Kohde-Kilsch, „sie hat ihr Selbstvertrauen verloren“. Und damit auch den entscheidenden Satz in deprimierender Art und Weise. Sie kämpfte verbissen, machte aber einen Fehler nach dem anderen.

Seit Mitte November hat die Weltranglisten-Zweite von fünf Turnieren keines mehr gewonnen. „Mein Problem ist, daß ich die Turniere nicht mehr zu Ende spiele“, trauerte Steffi Graf. Bei ihrem nächsten Turnierauftritt in Amelia Island in zwei Wochen könnte ihr Ähnliches wieder passieren. Gabriela Sabatini hat für das Sandplatzturnier ebenfalls gemeldet. Vorher aber spielt sie im Finale von Key Biscane gegen die jugoslawische Weltranglisten-Erste Monica Seles. Foto: Reuter