Leichenfledderei beim Brüter in Kalkar

■ Belgier wollen Entschädigung, Holländer überlegen noch und auch Kalkar verlangt nach Geld

Berlin (afp/dpa) — Die belgische Regierung will nach dem Aus für den Schnellen Brüter in Kalkar „ein Maximum“ der von belgischer Seite investierten Gelder zurückhaben. Wie der belgische Energiestaatssekretär Elie Deworme erklärte, war Belgien mit zehn Milliarden Franc (500 Millionen Mark) an dem Bau des Reaktors beteiligt. Zudem seien bei der Gesellschaft Belgonucleaire Brennstäbe gefertigt worden, von denen 82 fertiggestellt sind und auf Auslieferung warten. Den Wert der für Kalkar bestimmten Brennstäbe schätzte Deworme auf 100 Millionen Mark. Belgonucleaire will die Brennstäbe trotz der Entscheidung aus Bonn liefern, um weitere Lager- und Bewachungskosten für das Plutonium zu sparen. Die Rückzahlungsforderung begründete Deworme mit den Worten: „Die Stillegung von Kalkar ist das Ergebnis des politischen Willens der Bonner Regierung.“

Auch niederländische Juristen prüfen im Auftrag der Den Haager Regierung, welche Schadenersatzforderungen an die Bundesrepublik gestellt werden können. In Den Haag wurde sogar von einer Beteiligung in Höhe von etwa einer Milliarde Mark gesprochen. Neben der eigentlichen Investitionssumme von rund 500 Millionen Mark sei die andere Hälfte für Forschung und Entwicklung des Projekts bereitgestellt worden. „Wir wissen noch nicht, wie hoch unsere Forderungen sein werden“, hieß es in Den Haag. Belgien und die Niederlande beteiligten sich aufgrund einer 1967 geschlossenen Vereinbarung bis 1983 finanziell an der Entwicklung des Schnellen Brüters.

Die Stadt Kalkar, in deren Stadtteil Hönnepel das abgewickelte Atomprojekt nun auf sein weiteres Schicksal wartet, soll nach Agenturmeldungen 80 Millionen Mark an Entschädigung verlangen. Das Forschungsministerium und die drei an der Schlußfinanzierung des schnellen Brüters beteiligten Energieversorgungsunternehmen sehen dagegen „keine rechtliche Basis“ für Regreßforderungen. Forschungsminister Riesenhuber (CDU) habe am Donnerstag den Wirtschaftsministern Belgiens und der ebenfalls beteiligten Niederlande die Entscheidung über das Aus für den Brüter mitgeteilt. Offiziell seien bisher keine Regreßforderungen angemeldet worden, betonte der Sprecher. ten