: Auslandsverschuldung bringt Jugoslawen zusammen
Belgrad (taz) — Nach acht ergebnislos verlaufenen Gipfeltreffen führender Politiker aller jugoslawischen Republiken haben jetzt die Präsidenten dieser Republiken beschlossen, sich wöchentlich einmal zu treffen, um gemeinsam einen Ausweg aus der Krise zu finden. Damit tritt dieses neue, inoffizielle Gremium faktisch an die Stelle des kollektiven Staatspräsidiums, dem außer den Republiken noch Vertreter der Vojvodina und Kossovos angehören, die bis jetzt Bestandteil Serbiens sind und von den Sozialisten Milosevics beherrscht werden.
Nachdem die von Serbien vorgeschlagene Neuauflage eines Bundesstaates allgemein abgelehnt wird und auch die Idee einer lockeren Konföderation nicht mehr konsensfähig ist, kommt jetzt das Projekt einer Art Wirtschaftsgemeinschaft nach dem Vorbild der EG ins Spiel. Gemeint ist damit eine Vereinigung souveräner Nationalstaaten, die ein gemeinsames Wirtschaftsgebiet bilden, aber ohne fusionierte Institutionen wie z.B. die Kommission der EG. Kroatiens Präsident Tudjman sah in der neuen Präsidentenrunde „die Anerkennung der Souveränität der Republiken“.
Was die verfeindeten Lager wieder an den Verhandlungstisch brachte ist nicht zuletzt der Druck seitens der EG und der Vereinigten Staaten, die, wenngleich mit leiser Stimme, Interesse am Erhalt eines Minimal-Jugoslawiens ebenso unmißverständlich geäußert haben wie ihre Ablehnung des vor allem von Milosevic betriebenen militärischen Ausnahmezustands. Angesichts der Auslandsverschuldung Jugoslawiens von 17,5 Milliarden Dollar wäre es für die westlichen Gläubiger fatal, wenn sie sich mit Nachfolgestaaten herumschlagen müßten, unter denen die Quote der Schuldenübernahme umstritten ist. Unter diesen Bedingungen wäre künftig auch nicht an Kredite und Hilfen zu denken. C.S.
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