„Lienen in Größe 134“

■ Die unglaubliche Schatzgrube des Klaus Dings, Leiter des MSV-Fan-Shops

taz: Sie haben ja ein wirklich außergewöhnliches Sortiment von Fan-Artikeln, wie kommt man denn auf eine MSV-Kerze und einen MSV-Bus als Spielzeugauto?

Dings: Wir haben im letzten Jahr in Freiburg gespielt, und da kommt einer rum und will Freiburg-Kerzen verkaufen. Da hab' ich eine gekauft und da war das Etikett der Firma drauf, die die herstellt. Montagmorgen bin ich hingefahren und hab die bestellt. 100 Kerzen haben wir verkauft, das ist nicht so ein Renner. Die Geschichte mit dem Bus ist einfach. Wir haben diesen Bus als Linienbus in Duisburg fahren, und für Modelleisenbahner muß man den in 1:87 haben. Genauso werden wir, wenn das finanzierbar ist, Güterwaggons in 1:87 rausbringen.

Aha!?

Wir sind übrigens der einzige Bundesligist, der sein Vereinslied auf CD hat. Das ist 'ne aufgerockte Version vom Zebra-Twist. Und zusätzlich gibt's jetzt noch die Scheibe Nie mehr 2. Liga.

Dagegen dieser Verein aus 4650 [Gemeint ist Schalke, d.Red.], der braucht einen riesigen Medienaufwand, muß zig mal 30.000 Zuschauer haben, um ihre blöde LP aufzunehmen, und dann wird sie noch für ordentlich Kohle verkauft. Ab und zu sieht man das ja mal in diesem einen Anti-Duisburg-Programm [Herr Dings meint die Berichterstattung von RTL, d.Red.].

Was planen Sie denn noch?

Wir planen 'ne Gegenmaßnahme zur Borussia-Dortmund- Banane. Wir haben einen Prototyp des MSV-Zebras in Schaumstoff gemacht, haben aber im Moment noch Schwierigkeiten, das blau- weiß zu bedrucken. Genauso werden wir wieder die Zeit der Hosenträger einklingeln. Aber bis jetzt haben wir nur Leute, die uns 10.000 Meter verkaufen wollen, das ist uns zuviel.

Was ist Ihr Verkaufsschlager?

Wir nehmen an, daß die MSV- Fans ihre Halstücher in der Woche essen, damit sie die am Wochenende wieder kaufen können. Das ist wirklich unglaublich, was wir davon verkaufen. Ansonsten Schals, Schottenmützen, Feuerzeuge, Mini-Trikots, Autoschilder, Wimpel groß, Wimpel klein. Die T-Shirts mit dem Mannschaftsfoto oder Einzelspielern.

Welche Spieler verkaufen sich denn am besten?

Tönni, Kober, Ferry [Michael Tönnies, Uwe Kober und Ferenc Schmidt, d.Red.]. Aber das ist nach jedermanns Geschmack. Wer den Ewald [Lienen] in Größe 134 haben will, dann kriegt er den innerhalb von einer Woche. Wenn einer den Kellermann [den Ersatztorwart] in XXL haben will, kriegt er den auch.

Hmmh!?

Wir sind in der Planung, einen vernünftigen Spiegel rauszubringen. Dann kannste dich morgens im Spiegel angucken, siehst den MSV und die Welt sieht schon wieder besser aus. Außerdem bereiten wir gerade eine exklusive Lederkollektion vor. Damen-, Herrenportemonnaie, Brieftasche, Scheckkarte und Schlüsselanhänger. Wir haben uns auf vielen Messen vertraut gemacht mit dem Thema „Leder“ und haben festgestellt, daß es kaum blaues Leder gibt. Aber jetzt haben wir einen Hersteller in Berlin an der Hand, in der Qualität, wie wir es haben wollen.

Das hat ja ganz schöne Dimensionen!

Das hat angefangen als PR-Arbeit für den Verein. PR, die nichts kostet. Und jetzt machen wir PR, die Freude macht und dem Verein sogar Geld einbringt. Im Laufe der Zeit hat sich ein Angebot von 120 Artikeln entwickelt, mit einem Jahresumsatz von 350.000 Mark. Alle arbeiten ehrenamtlich, der einzige Vorteil ist, daß wir umsonst ins Stadion kommen. Wir sind halt alle MSV-Verrückte.

Interview:

Christoph Biermann