Irgendwie muß es fruchtbar sein

■ das ehemalige Atelier von Tübke in Leipzig, die "Halle Junge Kunst", und ihr Innenleben/Ein Interview mit jungen Künstlern, Absolventen der Hochschule für Graphik und Buchkunst

Eingeschlossen von leicht angegrauten Jugendstilhäusern erhebt sich die Halle Junge Kunst, ein weißer, sozialistisch geprägter Plattenbau, eine Kreuzung aus zweckentfremdeter Schwimmhalle und überdimensionaler Transformatorstation. Vor noch gar nicht so langer Zeit, 1973 geborene schokophile Kinder schielten schon langsam auf die in Aussicht gestellte Zuckertüte, fiel die Villa des Leipziger Bonbon- und Schokoladenfabrikanten Sachsenröder samt großzügig angelegtem Lustgarten der Planierraupe zum Opfer. Auf dem so freigelegten Grundstück entstand in nomine des Kultusministeriums ad acta das größte Atelier der DDR. Dieses bot die Grundvoraussetzung für das emsige Wirken unseres Nationalpreisträgers Professor Werner Tübke, der hier drei Jahre lang von 1979 bis 1981 die 1:10-Fassung für Deutschlands größtes Panoramagemälde Frühbürgerliche Revolution in Deutschland schuf. Nachdem sich der Herr Professor gen Bad Frankenhausen am Kyfhäuser gewandt hatte, arbeiteten des Meisters Schüler noch bis 1983 in den Räumlichkeiten. Danach übernahm der Berliner Bildhauer Prof. Chamal das Atelier, um ebenfalls ein Monument für die Ewigkeit zu schaffen. Von 1987 bis 1989 nutzte wiederum Tübke das Atelier. Im Dezember 1989 erhielten junge Absolventen der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig die Möglichkeit, die Halle Junge Kunst zu benutzen, die erst jetzt ihren Namen zu Recht tragen kann. Im Vorfeld dieses Einzuges wurde zwischen dem Rat der Stadt Leipzig und der Kunsthochschule ein Vertrag abgeschlossen, der die kostenlose Nutzung des Gebäudes im Schillerweg durch die Hochschule vorsieht. Lediglich die Kosten für Elektroenergie und Fernwärme müssen von der Bildungseinrichtung selbst getragen werden. Angesichts der gespannten Finanzsituation in den Kassen der Kommunen ist es dem Rat der Stadt Leipzig hoch anzurechnen, daß er der Hochschule in diesem Umfang die nötigen Mittel zur Verfügung stellt und den guten Ruf Leipzigs als geschätzten Ausbildungsort erhalten hilft. In der Ausbildung befinden sich zur Zeit sechs Meisterschüler aus Leipzig, der CSFR und Großbritannien. Vier von ihnen trafen wir bei einem Besuch im Atelier an:

taz: Man könnte euch ein „internationales Atelier“ nennen. Gibt es bei euch eine „künstlerische Befruchtung“?

Alexander: Sicherlich, geradezu logisch, ich betrachte ja Bilder von Kollegen, die dann in den Kopf gehen. Die „künstlerische Befruchtung“, wie du sagst, geht nicht so weit, daß sie optisch in eigene Bilder eingreift. Mehr eine geistige Kommunikation.

Ulf: Ich finde es gerade gut, daß es hier nicht so ist, wie in anderen Ateliers, wo Leute, die zwei bis drei Jahre zusammenarbeiten, dann kaum noch voneinander zu unterscheiden sind. Das gibt's jedenfalls. Wenn ich das hier sehe — ich muß mich fast etwas heraushalten, ich male ja kaum hier, aber wenn ich so sehe: Anthony, Flad und Alex, die arbeiten doch ganz schön unterschiedlich. Und das ist auch so geblieben. Für unproduktiv würde ich es halten, wenn man sich so intensiv auseinandersetzt, daß ein einziger Brei rauskommt.

Katrin: Wir sind mit dem Studium fertig und müssen uns eigentlich selber durchschlagen. Nicht weil wir uns ein Atelier teilen, sind wir stärker. Wir sind keine „Gruppe“.

Alexander: Das finde ich ganz wichtig, arbeiten zu können, ohne sich dabei zu stören, und sich zu unterhalten, was du nicht kannst, wenn du irgendwo im stillen Kämmerlein hockst. Das ist die Anregung, die du jeden Tag hier hast.

Da müßte eigentlich Ulf dir widersprechen, da er ja sein Haus vorzieht, um zu arbeiten.

Ulf: Das kommt drauf an. Ich bin faul, ich gehe nicht gern weit weg zur Arbeit. Besonders schön ist es, wenn man hier sitzen kann [Katrin: Stimmt kein Wort, was der sagt. — lacht —] Es lohnt sich schon, in ein Atelier zu gehen, wenn man am Pausentisch gemeinsam „eine rauchen“ kann. Was ich ja nicht kann, weil ich Nichtraucher bin. Man muß ja nicht gleich andauernd... Ich weiß schon, das sind immer solche Fragen, na komm doch mal rüber, es muß doch irgendwie fruchtbar sein, „anregsam“. [lacht] Daheim stehe ich immer nur vor der eigenen Wand. Die Frau arbeitet woanders, das Kind ist nicht da, ich kann mich mit niemandem unterhalten, kann auch keinen mal anscheißen, wenn's nötig ist, das kann man am besten hier. Ich bin auch faul, dann male ich lieber zu Hause.

Ulf, du hast hier eigentlich nur Schrott zu liegen, Müll...

Ulf: Na und?

Deine Bilder malst du zu Hause?

Ulf: Nicht nur. Ich hab' auch schon mal hier gemalt.

Alexander: Die Dreckarbeiten macht er hier und die feinen zu Hause.

Ulf: Aber aus dem Schrott kann doch was werden. Es regt mich an...

Warum bevorzugst du, außer deiner Faulheit, dieses Heimatgefühl? Ich kann mich entsinnen, du warst in England — drei Monate, bist nach zwei Wochen nach Leipzig zurückgekommen und hast gesagt: Ich hab' die Schnauze voll.

Ulf: Ich bin ein verwurzelter Mensch, liebe die Umgebung, in der ich mich am meisten aufhalte. Weil die auch geprägt ist, jedes kleine Eckchen ist durch mich geprägt, und da fühle ich mich wohl. Logisch.

Wirkt sich das auf deine Bilder aus?

Ulf: Sicher, ich male ja auch solche Geschichten. Vielleicht bin ich introvertiert, ich bin viel mit mir selbst beschäftigt, mit den Kleinigkeiten, die ich so versuche rauszukriegen, auch über mich selbst.

[Telefon klingelt]

ALexander: Für dich Ulf.

Ulf: De Frau.

Alexander: Typisch.

Anthony: Etwas ist kaputtgegangen zu Hause...

Katrin: Das ist das perfekteste Interview, was er geben kann.

Ulf: Wo waren wir stehengeblieben?

Wurzeln, du hast das Gefühl, nur in der vertrauten Umgebung arbeiten zu können.

Ulf: Das kann doch alles nebenherlaufen, daß man gerne wegfährt, etwas Neues kennenlernen, aber dort nicht unbedingt gleich eine Blockhütte bauen will. Ich hab' diesen Urlaubsrhythmus in mir, so vier Wochen reichen. Woanders ist es auch nicht anders als zu Hause. Also, diese Weltmenschen, die dauernd irgendwie feststellen, daß es überall gleich ist. Obwohl man vieles feststellen könnte, was anders ist. Letztlich ist es aber genau wie in Rußland und überall. Die Leute sprechen anders, und das weiß ich. Aber zum Beispiel die Mütter mit den Kinderwagen: Die verhalten sich doch genauso — auf der Straße, und das ist für mich ein wichtiger Aspekt.

Gleichen sich oft Themen oder Ideen in deinen Bildern?

Ulf: Nein, das sind wahrscheinlich immer wieder andere, auch wenn sie sich sehr ähneln. Häufig ist es nur eine Person. Das liegt nicht daran, daß ich mir nicht zutraue, mehrere Figuren auf ein Bild zu bringen, wahrscheinlich weil ich denke, daß man sich am natürlichsten bewegt, wenn man allein ist. Jetzt in dieser, in der neuen Gesellschaft, in der gewandelten Gesellschaft — ach, ich weiß gar nicht, wie ich das ausdrücken soll — Wahnsinn — ist es noch weniger, daß man sich seine Gefühle und Wünsche zugesteht. Ich finde es nach wie vor interessant, wie Menschen reagieren, das ist lustig, manchmal auch traurig. Aber der Maßstab dafür bin nicht ich, sondern das, was die Masse macht. Manchmal ist die Masse bekloppt.

Ihr habt die HGB Leipzig absolviert und seid durch die „Leipziger Schule“ gegangen. Schlägt sich in euren Arbeiten eine Abgrenzung von hier Gelerntem nieder?

Alexander: Die „Leipziger Schule“ kommt ja eigentlich aus den 70er Jahren und wird jetzt merkwürdigerweise auf die 80er und 90er Jahre übertragen. In diesem Sinne gibt es die Schule gar nicht mehr. Der „Einfluß“ ist nur der, daß ich an dieser Schule im Studium gemalt und gezeichnet habe. Von den Dozenten muß ich nicht unbedingt geprägt worden sein. Das kann passieren. Abnabeln mußt du dich doch generell. Die Form und die Auswirkungen sind andere Fragen.

Ich meine, daß du, vielleicht aus Trotz auf das Akademische, bewußt entgegengesetzt malst.

Alexander: Was anderes machen, will man ja ständig. Ich arbeite zum Beispiel ohne Konzept, Skizzen, große Vorarbeit. Ich finde es unheimlich interessant, mich vor eine leere Leinwand zu stellen und jetzt loszumalen. Das finde ich ganz abenteuerlich, kribbelig, ohne zu wissen, was entstehen wird. Das Bild entsteht in mir, beim Malprozeß. Es ist eben schwierig, ständig neue Bilder entstehen zu lassen. Ideal wäre, wenn ich 20, 30 oder 50 leere Leinwände hätte und die Ideen beim Malen ausführe und andere Bilder, die dabei entstehen, auf einer anderen Leinwand anlege, also gewisse Zustände, die beim Malen entstehen, erhalte. Was ja bei einer einzelnen Leinwand schwer zu machen ist.

Katrin: Der Widerstreit, der stattfand, trifft gar nicht mehr auf unsere Generation zu. Von uns können wir behaupten, am Schluß das gemacht zu haben, was wir wollten. Aber es gab Zeiten, da ging es völlig anders zu. Da wurde eben Leuten, die anders gearbeitet hatten, kein Diplom ausgehändigt. Zum Beispiel Schulze: Der hatte eine ganz andere Geschichte gemacht als üblich. Er hatte einen Raum gestaltet. Die Abnahmekommission mußte über Fotos laufen... Ich würde behaupten, daß diese Leute Wegbereiter waren für eine freizügigere Behandlung in den letzten Jahren. Ich hatte schon Probleme gehabt, unter dem Strengen, Akademischen hab' ich gelitten. Meine Aufmüpfigkeit, die Freiheit, die ich mir herausgenommen habe, nicht mehr „realistische“ Knie, sondern Wurschtelbeine zu zeichnen, das war etwas Produktives, eine Reibung, die ich im nachhinein als gut empfinde. Der Effekt tritt jetzt ein, alles ist erlaubt. Das Abnabeln ist das Freimachen von Korrekturen.

Ulf: Problematisch wird das Abnabeln, wenn man es als Last empfindet: „Also, das ist so furchtbar, was ich da durchmachen mußte“, ja? Wenn man es nicht als Last empfindet, wird es einem in der Zukunft nicht weh tun. Ich habe den Verdacht, daß diese Frage immer bei uns gestellt wird, weil wir angeblich in diesem „Zwiespalt“ sind. Ich glaube, daß das mit dem Abnabeln überall das gleiche ist: Leute, die einem was beibringen, beeinflussen einen, vielleicht nicht so kraß wie bei uns. Man löst sich von deren Urteil irgendwann, macht seinen eigenen Kram...

Georg Baselitz, 1938 als Georg Kern im sächsischen Deutschbaselitz geboren, verließ die DDR nach seinem Rausschmiß aus der Kunstakademie in Weißensee, um an der Hochschule der Künste in West-Berlin weiterzustudieren. Zitat Baselitz aus der 'Art‘ 6/90: „Es gibt in der DDR keine Künstler, alle sind weggegangen. Keiner von ihnen hat je ein Bild gemalt. Die Künstler sind zu Propagandisten der Ideologie verkommen. Die DDR-Künstler sind Jubelmaler, sie sind ganz einfach Arschlöcher.“

Katrin: Das ging natürlich rum, was Baselitz da zum Besten gegeben hat. Da ist eine ganze Portion Verbitterung dahinter. Das findest du bei denen, die einstmals hier gelebt haben und sich dann loslösten, zu ganz anderen Zeiten. Daß die so schießen, hängt sicherlich damit zusammen.

Alexander: Das ist eine Meinung von Baselitz, die ich akzeptiere. Und wenn sich da jemand angegriffen fühlt, muß er ja Gründe haben.

Katrin: Der eine schneidet sich ein Ohr ab, der andere sagt eben so was.

David Reed [unser Photograph]): Ich habe einen Artikel in einer amerikanischen Zeitung zu diesem Thema gelesen, und man könnte das Gefühl bekommen, bei keiner genauen Kenntnis der Tatsachen, daß die ganzen 40 Jahre hier keine wertvolle Kunst produziert wurde.

Ulf: Man muß sich aber nicht auf das gleiche Brett stellen und sich verteidigen. Wenn Baselitz zwischen Schwarz und Weiß nicht unterscheiden kann, die Dinge so allgemein sieht, ist er nicht nur unsensibel, sondern einfach ein Arschloch. Da bleibt doch nichts mehr.

Alexander: Der Meinung bin ich nicht. Ich fühle mich ganz einfach nicht betroffen. Ich mache Bilder, die für mich gelten, die ehrlich aus mir herauskommen: Ob Baselitz nun sagt, das ist Scheiße, ist mir völlig Wurst.

Tübke, einer der Begründer der „Leipziger Malschule“, ist der Überzeugung, daß es keinem bildenden Künstler gestattet ist, hinter dem „lang erkämpften, bisher größten Errungenschaften bildenden Gestaltens“ zurückzubleiben.

Katrin: Selber zurück.

Ulf: Wer entscheidet, was gestattet ist; Tübke?

Alexander: Das ist ein verbaler Orgasmus, kommentarlos. Das ist für mich blanke Polemik.

Ulf: Das trifft sich irgendwo mit dem Vorhergehenden. Baselitz sollte mal mit Tübke über beide Probleme reden.

Anthony, du nennst dich Städtemaler. Hast du Angst vor Menschen?

Anthony: Nicht mehr Angst, als andere Leute auch haben. Aber es stimmt, manchmal möchte ich nicht die ganze Zeit von Leuten umlagert sein. Der Grund, daß es auf meinen Bildern häufig keine Menschen gibt, ist ein anderer. Die Stadt ist so kompliziert an sich, und die Leute sind durch die Häuser, durch die Stadt da: Sie haben die Stadt gebaut. Ohne Leute gibt es keine Stadt, ich meine, keine Leute zeichnen zu müssen. Ist das eine mögliche Antwort?

Ich habe trotzdem den Eindruck, als ob bei dir Zurückhaltung zu Menschen vorhanden ist.

Anthony: Das ist hart, ich weiß, du guckst auf meine Bilder, und es sind kaum Menschen da.

Nicht kaum, nie, außer in ganz bestimmten Fällen, da kommen Badewannen vor, Flugzeuge, Türme,... Aber im Bus sitzt kein Mensch, im Flugzeug auch nicht.

Anthony: Ja, im Bus sitzt kein Mensch, die Autos sind leer. Es kann sein, daß sie neue Begehren haben, was Interessanteres, die Leute haben die Stadt verloren. Das letzte Mal habe ich Menschen kurz nach der Wende gezeichnet, als sie auf der Straße waren. In dieser Zeit war es unmöglich, Gebäude zu zeichnen. Die waren nicht mehr wichtig, die Leute waren wichtig. Aber dann, nach der Wende, hat es sich für mich wieder geändert. Menschen wurden langweilig, Gebäude wieder wichtig.

Du bist gut ein Jahr hier. Was ist dein Überlebenselixir?

Anthony: Überlebenselixir? Es ist nicht dieser Weinbrand, den du mitgebracht hast. Vielleicht der Unterschied zwischen meinen Erfahrungen, die ich in England und hier gemacht habe. Das hat mich immer in die ehemalige DDR zurückgebracht.

Du hast doch in London auch sehr gute Arbeitsmöglichkeiten.

Anthony: Ich würde sagen, nicht sehr gute, hier sind sie besonders gut. Das ist nicht der Punkt. Hier habe ich genügend Themen für meine Bilder.

Du hast den „englischen Witz“ in deinen Bildern, absichtlich?

Anthony: Ja? Mache ich das?... Ich glaub' schon, ein Witz in einem Bild ist wichtig.

Wann hört für dich der Ernst auf, und wann fängt der Witz an?

Anthony: Da gibt's Unterschiede, immer gibt's eine Möglichkeit, in einem bestimmten Moment im Bild zu wechseln. Jedesmal hast du einen Prozeß, mit dem du dich identifizieren kannst. Ständig kann es „umkippen“, „the hard joke“, you know?

Nimmt das Material Einfluß auf eure Bilder?

Alexander: Das hat mit dem „Bildermachen“ weniger zu tun, es sind äußere Umstände, daß ich Pappen billig bekommen habe, die das Format hatten, mit dem ich arbeiten wollte. Auf Leinwand kann ich genausogut. Ich finde das vollkommen egal, welches Medium ich benutze. Wichtig ist das Endprodukt.

Katrin: Ich arbeite auf Papier. Pappe ist stabil, so etwas für die Ewigkeit. Sie stehen so massiv wie Mahnmale im Atelier. Ich glaube, daß ich Angst vor der Ewigkeit habe. Heute ist alles so kurzlebig und schnell, und ich denke, man muß ebensolche Bilder malen. Das „fast Nichts“ von Seidenpapier würde mir am meisten zusagen.

Anthony: Aus Gewohnheit auf Leinwand.

Alexander, kannst du ein „schöpferisches“ Ende finden?

Alexander: Für mich gibt es keine fertigen Bilder. Ich würde es als Abbrechen bezeichnen. An einem Punkt höre ich auf, kann aber immer an Bildern weiterarbeiten, die angeblich fertig sind.

Was passiert, falls das Atelier geschlossen wird?

Anthony: Nach England würde ich deshalb nicht gleich zurückgehen. Da hätte ich dasselbe Problem wie hier. Ich weiß nicht, was ich machen soll, Platz zum Malen finde ich sicher.

Alexander: Ich beanspruche viel Platz. Wenn ich wieder nach Hause gehe, muß ich mich gezwungenermaßen einschränken.

Katrin: Das trifft für mich auch zu, da ich mich zu Hause von meiner Familie ablenken lassen würde. Entscheidend wäre das Platzproblem. Platz zu haben, ist immer was Gutes.

Ulf: Im großen und ganzen ein soziales Problem. Ich könnte den Müll nicht mehr sammeln, den ich aber vor Augen haben muß. Mir bliebe nichts anderes übrig, als meinen Kram wegzugeben oder wegzuwerfen. Ich müßte meine plastische Tätigkeit einschränken. Die Frage nach einer anderen Unterbringungsmöglichkeit steht ohnehin, da hier unser Aufenthalt befristet ist. Wenn ich aber weiß, daß hier ein anderer arbeiten kann, dem es vielleicht ähnlich geht, ist es leichter, als wenn man wüßte, daß hier ein Büro draus wird. Interview: Katja Krause und Thomas Rudnick

Nachtrag: Der Verband Bildender Künstler Sachsens, der seinen momentanen Verwaltungssitz am Sachsenplatz in Leipzig aus finanziellen Gründen nicht mehr halten kann, bekundete kürzlich sein Interesse an Tübkes ehemaligem Atelier, um es als Büro- und Ausstellungsgebäude umzufunktionieren.