Asylbewerber wieder im Bunker

■ 23 Gambianer seit gestern wieder in der Scharnhorst Straße / AWO stoppt Betreuung

Gestern gegen 12.00 Uhr war es soweit. Mit Plastiktüten, Kleidersäcken, Kisten und hilfloser Wut wurden Gambianer, Syrier, Türken, Rumänen und Inder aus dem Containerwohnblock Föhrenstaße abtransportiert. Dreiundzwanzig der insgesamt 34 Männer, die in Bremen Asyl beantragt haben, wohnen seit gestern nachmittag im Bunker Scharnhosrtstraße. Die übrigen 11 sind im Asylantenheim in der Steinsetzer Straße untergekommen.

Der Grund für den seltsamen Umzug: Der Vertrag mit den Bremer Stadtwerken, denen das Gelände gehört, läuft ab.

Kurz vor der Abfahrt ins Bunkerasyl gab es noch eine kleine Verzögerung: Sechs Gambianer versammelten sich in einem der Schlafräume des Containerblocks. Dichtgedrängt hockten die Männer im Kreis, die Hande in die Mitte gestreckt, Handflächen nach oben und beteten für ihre Sicherheit.

„Wir haben Angst vor dem Leben im Bunker“, sagt Jiboy Selleh, der seine afrikanische Heimat verlassen mußte, weil er nicht zum Militär wollte. „Wir fühlen uns hilflos und hin-und hergestoßen. Erst waren wir in der Duisburger Straße, dann hier in der Föhrenstraße und jetzt müssen wir wieder umziehen.“ Damals als er seine Heimat verließ, hatte er eine andere Vorstellung von Deutschland. „Ich dachte, man gibt uns hier ein gutes Haus, damit wir anständig leben können“, erzählt er.

Betreuer Peter Reiners, Sozialarbeiter bei der Johanniter Unfallhilfe, zuckt mit den Schultern. „Wir bekamen nur die Anweisung zu räumen“, sagte er. „Aber ich finde das nicht gut. Gerade hatten sie sich etwas eingewöhnt, und dann fängt wieder alles von vorne an.“ Und das mit dem Bunker sei natürlich „völlig daneben“. Die Menschen hätten ja schließlch um politisches Asyl gebeten und wollten nicht wie im Gefängnis leben. Da entstünden nur wieder neue Spannungen.

„Warum kommen nur die Gambianer in Bunker, warum“

Achmed Kubebi, ebenfalls Gambianer auf Asylsuche, vermutet rassistische Gründe hinter der Umsiedlung. „Warum kommen nur die Gambianer in den Bunker, warum?“ fragte er immer wieder. Die Antwort von Claus Gehlhaar, Leiter der Abteilung Wohnungshilfe beim Senator für Soziales: „Mit Rassismus hat das überhaupt nichts zu tun. Das war rein zufällig, daß die Leute aus Gambia im Bunker landen.“ Es habe einfach keine anderen Plätze mehr gegeben. Außerdem müsse man immer genau aufpassen, wen man zusammenlege.

Viele der Farbigen könnten nicht miteinander leben, weil sie andere Gewohnheiten oder Religionen hätten. „Es ist eben nicht alles schwarz, was glänzt“. Doch mit solchen Bunkerunterkünften soll bald Schluß sein, versichert Gehlhaar. „Wenn der Vertrag mit der Betreuerorganisation AWO abläuft, werden wir wohl die Bunker ganz schließen“, sagt er.

Ausschlaggebend für diesen Entschluß war die Weigerung der Arbeiter Wohlfahrt, über den 30. April hinaus Asylanten oder andere Wohnungslose in Bunkern zu betreuen. „Es gibt einfach Grenzen, wie man mit Menschen umgehen kann“, begründet AWO-Geschäftsführer Hans Taake die Weigerung der AWO, die Versorgungsverträge mit dem Sozialamt zu verlängern. „Bunker sind nun mal kein geeigneter Wohnraum. Unter den jetzigen Bedingungen sind wir nicht mehr bereit Leute dort zu betreuen.“ Birgit Ziegenhagen