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RingNotizen: Potsdamer Amateurkabarett/Drei Monate Haft/Deutsch-polnischer Nationalpark

Die Ostler sind »auf den Bund gekommen«. Das glaubt jedenfalls das Potsdamer Amateurkabarett »Die Bücherwürmer«, das so sein neues Programm getauft hat. In bissigen Attacken geht es darin um die Jagd nach der D-Mark, die Wendigkeit mancher Alt-Funktionäre, auf Ko(h)lonialisierung und den Preußen-Kult im heimatlichen Brandenburg. »So mancher CDU-Freund ging schon in der Pause«, berichtet Ronald Gohr, einer der sieben Satiriker. Ihr Publikum finden die »Bücherwürmer« — die tagsüber als Lehrer, Journalist oder Bibliothekar arbeiten — nicht nur in Potsdam und Umgebung. Gastspiele führten in andere ostdeutsche Länder und nach Bonn, wo sie im Mai zum zweitenmal erwartet werden. Nur der Sprung ins nahe Berlin gelang bisher nicht. »Wir sind dort einfach noch nicht bekannt genug«, glaubt Gohr.

Eine Realsatire erlebt hingegen der Potsdamer Augenarzt Dr. Volker Rasch. Sollte er seine Anschuldigung, der Brandenburger Minister für Stadtentwicklung Jochen Wolf lüge, nochmals öffentlich verbreiten, drohen ihm 50.000 Mark Strafe oder drei Monate Haft. Der Augenarzt hatte ein Schild mit der provokatorischen Aufschrift »Wolf lügt weiter« vor einem Haus in Babelsberg aufgestellt, das er vom Magistrat erworben hatte und in eine Augenklinik umwandeln wollte. Jedoch sollten dann Studenten der inzwischen »abgewickelten« Hochschule für Recht und Verwaltung dort einziehen, weil ihr Internat an einen nordrhein-westfälischen Beamten verkauft worden war. SPD-Minister Wolf steht in diesem Zusammenhang im Verdacht, sein früheres Amt als Landesbevollmächtigter mißbraucht zu haben: Er soll die Hochschule zum Verkauf der Villa am Griebnitzsee an einen Mitarbeiter seines Ressorts veranlaßt haben. Wolf hat sich deswegen vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuß zu verantworten. Sollte ihm eine Verwicklung in Spekulationen nachgewiesen werden, ist ein weiteres Gerichtsverfahren möglich.

Ohne Bodenspekulation kommt der Plan zu einem deutsch- polnischen Nationalpark aus, der noch in diesem Jahr beiderseits der Grenze im Raum des unteren Oder- Tals entstehen soll. So kündigte es der Beauftragte des Bundesumweltministers für das Land Brandenburg, Michael Succow, an. Der National- beziehungsweise Europapark — auf deutscher Seite im nordöstlichen Teil Brandenburgs — soll eine Länge von 45 Kilometern und eine Breite beiderseits der Grenze von 20 Kilometern einnehmen. Das Projekt für dieses bisher einmalige Unternehmen sei fertig und werde von beiden Regierungen unterstützt. Auch die EG zeige »sehr großes Interesse« an diesem Vorhaben. Entlang der deutsch- polnischen Grenze sollen »in naher Zukunft« weitere acht Nationalparks erbaut werden. adn/usche

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