UNO-Delegation in Kuwait

■ Die Delegation soll die durch den Irak angerichteten Zerstörungen untersuchen/ Zentralbank gibt neue Geldscheine aus/ Studentenprotest vor der Residenz des Emirs

Kuwait-Stadt/Berlin (dpa/afp/ taz) — Eine Delegation der UNO ist gestern nach Kuwait gereist, um sich vor Ort ein Bild über die durch den Irak angerichteten Zerstörungen zu machen. In dem Emirat herrscht nach wie vor Wassermangel, auch sind Nahrungsmittel und Medikamente knapp. Wie es in New York hieß, will sich die Delegation auch um Klagen kümmern, daß Lebensmittel nicht gerecht verteilt und die Palästinenser benachteiligt würden. Außerdem gibt es Berichte über miserable Verhältnisse in einem Flüchtlingslager, denen die Kommission nachgehen will. Letzte Woche hatte die UNO eine Delegation in den Irak geschickt. Ihr Bericht über die katastrophale Lage hatte zur Lockerung des Embargos geführt.

Noch ehe in Kuwait Strom und Wasser wieder funktionieren, hat die Normalisierung in einem anderen Bereich des öffentlichen Lebens am Wochenende wieder begonnen: Es gibt wieder Geld. Am Sonntag öffneten 56 der 180 Filialen erstmals wieder ihre Tore und gaben neue Banknoten zum Umtausch aus. Vor den Banken bildeten sich lange Schlangen. Die Regierung hatte sich zum Umtausch der Währung entschlossen, weil die irakischen Besatzer umgerechnet rund zwei Milliarden Dollar in bar sowie Gold aus der Zentralbank gestohlen hatten. Der Kurs des kuwaitischen Dinar war dem irakischen gleichgesetzt worden und entsprach nur noch 30 US-Cents. Der neue Kurs wurde auf 3,47 Dollar festgelegt und entspricht damit dem Kurs am 1. August, dem Tag vor der Invasion.

Die Normalisierung im Bildungswesen stieß gestern auf den Protest einer Gruppe von etwa fünfzig Studenten, die vor der Residenz des Emirs demonstrierten — unter den Verhältnissen vor der Besatzung ein fast unerhörtes Ereignis. Sie protestierten gegen eine Entscheidung der Behörden, ihnen trotz des siebenmonatigen Unterrichtsausfalls Prüfungen abzuverlangen. Nach Angaben der Studenten war ihnen zunächst versprochen worden, daß sie ausnahmsweise ohne Examen für das nächste Semester zugelassen werden. Bewaffnete Wachposten hielten die Demonstranten von der Residenz des Emirs fern, der gerade Gespräche mit Pakistans Regierungschef Nazar Sharif über die Beteiligung pakistanischer Arbeiter am Wiederaufbau des Landes führte. Die Wachposten verhinderten auch, daß anwesende Journalisten mit den Demonstranten sprachen.