Freie Fahrt für Klappstuhlbesitzer

■ Ostersamstag öffnet Verkehrssenator Haase die Havelchaussee wieder für den Autoverkehr/ Parkplätze sollen wasserschützend umgebaut werden

Berlin. Klappstuhl, Kühltasche und Paddelboot im Kofferraum, Surfbrett und Sonnenschirm auf dem Dach, die Gummiente im Handschuhfach — so ausgerüstet kann man ab Samstag, 11 Uhr, wieder über die Havelchaussee brausen. Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) setzte sich gestern im Senat mit dem Plan durch, die von Rot- Grün gesperrte Waldstraße rechtzeitig zu Ostern wieder zu öffnen.

Er habe damit dem dringenden Wunsch eines großen Teils der Berliner entsprochen, dieses beliebte Ausflugsziel wieder ungehindert mit dem Auto erreichen zu können, erklärte der Verkehrssenator. Vor allem kinderreiche Familien und Ältere könnten nun erneut ohne unzumutbare Erschwernisse den Havelstrand erreichen. Haase erwähnte auch eine mögliche Gefährdung des Trinkwassers, das in Brunnen unweit der Straße aus dem Boden gepumpt wird. Man habe diese Frage »hinreichend geprüft«, sagte Haase. Zu seiner Entlastung verwies er auf einen Beschluß des alten Senats: Schon dort sei nur von einer »abstrakten«, nicht aber von einer »konkreten Gefährdung« des Trinkwassers die Rede gewesen.

Um Gefahren auszuschließen, will der Senat künftig das Parken am unbefestigten Straßenrand der Chaussee unmöglich machen. Als Sperren würden dort »sofort« Baumstämme verlegt, kündigte Haase an. Das Bezirksamt Zehlendorf werde eine entsprechende Anweisung bekommen. Ebenfalls »sofort« würde der Parkplatz an der Großen Steinlanke gesperrt und wasserschutzgerecht ausgebaut. Der zweite Parkplatz — an der Lieper Bucht — soll zunächst geöffnet bleiben und erst im Winter so umgebaut werden, daß kein Öl ins Grundwasser sickern kann. Es wäre »ein Schildbürgerstreich«, ausgerechnet bei der Wiedereröffnung der Straße beide Parkplätze zu sperren, sagte Senator Haase mit Blick auf derartige Forderungen aus den Reihen der SPD.

Mit scharfer Kritik reagierte die AL-Abgeordnete und Ex-Umweltsenatorin Michaele Schreyer. Der Umweltschutz sei mit dieser Entscheidung »unter die Räder gekommen«. Mit der Begründung, daß noch keine konkrete Gefahr für das Trinkwasser vorhanden sei, habe der Senat »klipp und klar dem vorbeugenden Umweltschutz eine Absage erteilt«. Den vielen Berlinern, die zu Fuß oder per Rad die Havelchaussee genießen wollten, werde »nun auch dieser Bereich einer naturnahen Erholung genommen«. hmt

Siehe Kommentar und Seite 23.