Lebensnah pessimistisch

■ Stein und Bein, Montag, 19.30 Uhr, ZDF

Die Hausgemeinschaft in der Bachstraße 12 ist halbwegs intakt. Sie gleicht einer Lindenstraße en miniature, doch leider müssen die Griechen gerade ausziehen. Auch den anderen Mietern wird hartnäckig zugesetzt, denn der Hauseigentümer möchte das Gebäude luxussanieren und, aufgeteilt in Eigentumswohnungen, verkaufen. Mit einer kräftigen Mieterhöhung — selbstverständlich im gesetzlichen Rahmen — ziehen Besitzer Berlinger und sein Verwalter Heckler die Daumenschrauben an. Die Mieter wehren sich, verweigern die Zahlung und wenden sich an die Presse. Nur der soeben pensionierte Speisewagenkoch Ernst Bein zieht nicht mit; er will nur noch seine Ruhe. Dabei machen die zusätzlichen Kosten ihm besonders zu schaffen. Er behilft sich, indem er mietvertragswidrig einen Untermieter aufnimmt. Dieser Erwin Stein, ein aufdringlicher, penetrant nervender Mensch, ist bald mit allen Hausbewohnern gut bekannt, kennt ihre kleinen Geheimnisse und erfreut sich großer Beliebtheit. Auch Ernst Bein kann sich schließlich mit ihm anfreunden, bis er feststellen muß, daß sein neuer Schachpartner von der Hausverwaltung als Spitzel eingeschleust wurde, um Material gegen die Mieter zu sammeln. Das hat der kleine Herr Stein denn auch auftragsgemäß mit großem Eifer erledigt, so daß mit Hilfe sämtlicher Druckmittel, bis hin zur Bestechung des Mieteranwalts und Entmündigung der ältesten Hausbewohnerin, das Haus schließlich mieterfrei gemacht ist. Einzig Ernst Bein bleibt noch zurück, vereinsamt, enttäuscht und verbittert.

Der inszenatorisch nicht gerade innovative Fernsehfilm nach einem Buch von Gabriela Zerhau schilderte erstaunlich beherzt und zur besten Sendezeit die skrupellosen Methoden moderner Großgrundbesitzer, die — ich spreche aus Erfahrung — nicht aus der Luft gegriffen sind. Nur als „Komödie“, wie Regisseur Wolf Dietrich seine Arbeit bezeichnete, mag man den lebensnah pessimistischen Film nicht auffassen. Das, was er sehr zutreffend offenbarte, ist ein politisches Trauerspiel; allein im Aufzeigen dieser Mißstände liegt schon ein gewisser Wert.

Dies haben Zerhau und Dietrich auf unterhaltsame Weise erledigt, und auch wenn die eigentliche Pointe um den konspirativ tätigen Untermieter ein wenig verschenkt wurde, hat die Darlegung der Konsequenzen dieser um sich greifenden, preiswerten Wohnraum fressenden Luxussanierung gutgetan — und man kann nur hoffen, daß die Sendung alle Betroffenen ermutigt, den Kampf gegen Vermieterwillkür nicht vorschnell aufzugeben. Herr Dittmeyer