Gewalt und ihre Überwindung

■ Betr.: "Das Tao der Politik", taz vom 26.2.91

betr.: „Das Tao der Politik“ (LeserInnenbrief), taz vom 26.2.91

Es ist beeindruckend, was im Taoismus zur Gewalt und ihrer Überwindung gesagt wurde. Aber auch in der christlichen Tradition finden sich markante Aussagen, vor allem in den ersten drei Jahrhunderten des Christentums, an die erinnert werden sollte, gerade angesichts der Tatsache, daß sie wenig bekannt oder auch gar zu gern „vergessen“ werden.

So schreibt schon der Römerbrief: „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen. Wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken... Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.“ (Röm 12, 20 f)

Und bei Lactantius heißt es noch Anfang des vierten Jahrhunderts: „Wer den Weg der Gerechtigkeit einhalten will, kann nicht an diesem kollektiven Mord teilnehmen. Wenn Gott uns zu töten verbietet, dann untersagt er uns nicht nur, Straßenraub zu begehen — was nicht einmal durch die öffentlichen Gesetze gestattet ist—, sondern er mahnt uns, auch das nicht zu tun, was bei den Menschen für erlaubt gehalten wird. So ist es dem Gerechten nicht erlaubt, Kriegsdienst zu leisten, da sein Kriegsdienst die Gerechtigkeit ist... Daher darf es in diesem Gebot Gottes keinerlei Ausnahme geben, weil es immer ein Verbrechen ist, einen Menschen zu töten, den Gott doch als ein unantastbares Lebewesen gewollt hat.“ (Institutiones VI 20,15)

Warum sollte es nicht möglich sein, nach der Institution der Blutrache auch die Institution des Krieges abzuschaffen? Karl Flaig, Ehrenkirchen