Samstägliches Massenerlebnis Kino

■ Ziel von Video-Müden und Kulturfreaks

Saturday-Night-Fever beginnt im Kino. Hunderte von Kino-Fans quellen am Ende der Woche als endlose Warteschlangen aus überfüllten Foyers bis auf die Straßen. „Hast du vorbestellt?“ Triumphierend quetschen sich vorausschauende Kino-Gäste an frustriert dreinblickenden SchlangesteherInnen vorbei, um eine halbe Stunde vor Filmbeginn ihre Kartenbeute abzuholen. Dann stehen sie gedrängt möglichst nah am Eingang zum Kinosaal und gucken dabei arglos drein. Als sei es ihnen egal, in welcher Reihe landen.

Das Foyer ist verqualmt. Keine Chance mehr, zu den Pfefferminzbonbons durchzukommen. Da öffnet sich wie von Geisterhand die Tür: Einlaß. Plötzlich wird aus dem großen Gedränge ein kleines, noch schrecklicheres Gedränge. Eng an eng, Brust an Rücken kämpfen sich die fanatischen CineastInnen vorwärts. Gottlob gibt es jetzt in einigen Kinos Platzkarten.

„Mannomann, früher sind doch nicht sooo viele Leute ins Kino gegangen“, mutmaßt ein Hobby-Soziologe, einem neuen Trend auf die Spur gekommen zu sein.

Ein neuer Kino-Boom? Falsch. Es hängt - ganz banal - vom jeweiligen Film ab, weiß Andreas Brünker, Vorführer vom Cinema, und das bestätigen ihm auch die KollegInnen von der Schauburg und den Innenstadtkinos. Es sind eben immer wieder Knaller dabei.

Blödsinnigerweise gehen die meisten samstags ins Kino. Wahrscheinlich, weil dann das Fernsehprogramm schlecht ist. Oder weil dann die Landjugend in Bremen einfällt. Oder weil die Zeit vor der Disco sinnvoll vertrieben werden muß. An den anderen Wochentagen jedenfalls quillt in den Kinos nichts, obwohl es montags oder mittwochs nur halb so teuer ist.

Aber ein bißchen boomt es doch. Sonst, so Burkhard Nipper von Europa und City, „würden nicht schon wieder neue, große Kinos gebaut. Der Trend zum Schachtelkino ist vorbei. Die Leute suchen den Kontrast zum häuslichen Video.“ Andererseits gibt es einen neuen Hang zum „anspruchsvollen“ Film, sagt Andreas Brünker. „Vor zwei, drei Jahren gab es eine Flaute, da wollte niemand mehr Godard, Schlöndorff oder Schröter sehen.“ Das ist jetzt wieder anders. Brünker: „Und Filme, die eine andere kulturelle Welt zeigen, sind der Renner“. bear