CDU: Sakuth fälscht Kriminalstatistik

■ Raubkriminalität um knapp 25 Prozent, Drogenkriminalität um 80 Prozent gestiegen

„Der Innensenator präsentiert der Öffentlichkeit bewußt verfälschte Zahlen.“ Das behauptete gestern der innenpolitische Sprecher der CDU, Ralf Borttscheller, vor der Presse. Wegen der bevorstehenden Bürgerschaftswahlen habe Peter Sakuth eine „geschönte“ Statistik veröffentlicht. Tatsächlich habe Sakuth gewußt, das in der vorgelegte Statistik 21 „Erfassungstage“ fehlten. Borttscheller schätzte, daß in dem Zahlenwerk des Innensenators mindestens ein Zwölftel aller in Bremen begangenen Verbrechen unterschlagen würden. Noch in der letzten Woche hatte sich der Innensenator über einen Rückgang der Kriminalität in Bremen von 1,4 Prozent

Borttschellers Recherchen haben ergeben, daß in der Jahresstatistik für 1989 sieben Erfassungstage fehlen. In der Kriminalstatistik für das Jahr 1990 fehlen laut Borttscheller sogar 28 Erfassungstage. Im Vergleich der Jahre 1989 und 1990 bleibe folglich eine Differenz von 21 Tagen. „Wenn man die von Sakuth als Erfolgsbilanz präsentierten Zahlen auf zwölf Monate hochrechnet, kommt man zu ganz anderen Ergebnissen“, erklärte der Abgeordnete. Statt eines Rückgangs der Gesamtkriminalität 1990 um 1,4 Prozent errechnete der CDU- Sprecher einen Anstieg um 9,1 Prozent. Die Raubkriminalität sei in Bremen dementsprechend nicht um 15,8 Prozent gestiegen, sondern um 25 Prozent. Für die Drogenkriminalität rechnete Borttscheller ein Plus von 80 statt 67 Prozent hoch.

Die Differenz in den Erfassungstagen bestätigte auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Hans Schulz. „Der Dezember 1990 ist fast komplett nicht erfaßt, wohl aber ein Teil des Dezembers 1989. Wenn Sakuth allerdings behauptet, das gleiche sich über die Jahre aus, stimmt das einfach nicht.“ Und: „Die Gesamtkriminalität als rückläufig einzustufen, ist absolut falsch. Vor allem die Gewaltkriminalität hat erheblich zugenommen.“

Sakuths Pressesprecher Hermann Kleen weist den Vorwurf einer geschönten Statistik zurück: „Der Senator hat lediglich die offizielle Statistik der Kriminalpolizei präsentiert.“ Borttschellers Zahlenspielerei mit fehlenden Erfassungstagen sei unerheblich, denn „es handelt sich um eine Ausgangsstatistik der bearbeiteten Fälle.“ Überhänge vom Vorjahr würden sich im nächsten Jahr ausgleichen. Kleen: „Der Senator hat nichts beschönigt. Die Zahlen sind so.“ asp