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■ EG strampelt sich gegen US- und Fernost-Elektronik ab

Berlin (taz) — Schlecht steht es um die europäischen Elektronikkonzerne. Siemens wird noch auf Jahre an der Pleitefirma Nixdorf kauen, Mannesmann hat soeben einen Gutteil seiner Kienzle-Anlagen bei Digital Equipment untergebracht und Philips für das letzte Jahr 3,8 Milliarden DM Verlust gemeldet. Und auch der französische Computerbauer Bull weist jetzt fast eine Milliarde DM Miese aus.

Wenn schon die Märkte nicht mehr allzuviel von den zersplitterten EG-Computerbauern wissen wollen — von der Kommmission aus Brüssel bläst den Konzernen jedenfalls kein Wind in's Gesicht. Ganz im Gegenteil: Sie hat eine Aktion zur Rettung des schwer angeschlagenen strategischen Sektors vor der Konkurrenz aus den USA und Fernost gestartet.

Nun flossen schon bislang reichlich Zuschüsse in die EG-Hauskonzerne, auch wenn die EG-Chip- Entwicklung oder das hochauflösende EG-Fernsehen die Welt vor allem mit zu teuren Produkten und weiteren technischen Standards beglückt. Mit einem neuen Programm will die Kommission jetzt die Zusammenarbeit bei der Erforschung und Entwicklung neuer Technologien verbessern und den Euro-Herstellern einen besseren Zugang zu Exportmärkten in Drittländern verschaffen. Doch die Konzerne schlagen andere Wege ein: Siemens etwa kooperiert mit Matsushita, der US-Riese IBM ist beim EG-Jessi-Programm zur Chip-Entwicklung dabei, und nach dem Einstieg Fujitsus beim britischen Computerhersteller ICL flog ICL zwar erst aus fünf Jessi-Teilprojekten heraus, darf aber jetzt bei zweien wieder mitmachen.

Vielleicht sollte die Kommission noch offensiver werden, etwa gleich Ansiedlungen zu verhindern suchen? Schließlich wurde beim Erfurter Elektronikhersteller Ermic, dem Stammbetrieb des ehemaligen Kombinates Mikroelektronik, bereits die Chip-Produktion getestet. Und die Treuhand möchte mit zwei Elektronikkonzernen verhandeln, die der Kommission ebenfalls schwer im Magen liegen dürften: Samsung und Hyundai, beide aus Südkorea. diba