Promille-Schacher

■ Wie besoffen darf der Autofahrer sein?/ Streit zwischen 0,8, 0,5 und 0,0-Promille-Befürwortern

Berlin (taz) — Ein heftiger Streit ist zwischen alten und neuen Bundesländern entbrannt. Es geht um die Frage, wie besoffen ein Autofahrer sein darf. In Zahlen: 0,0 oder 0,5 Promille. Während der neue Verkehrsminister Krause unter dem Eindruck der Bonner „Alkoholiker-Versammlung“ (Joschka Fischer) bereits auf West- Kurs eingeschwenkt ist und für ganz Deutschland 0,5 Einheitspromille favorisiert, lehnen dies die Innenminister der fünf neuen Bundesländer geschlossen ab. Sie verlangen bundesweite Abstinenz, also 0,0 Promille. „Das wäre auch für die alten Bundesländer heilsam“, so Innenminister Georg Diederich aus Mecklenburg-Vorpommern. Angesichts der Unfall-Lawine sei Alkohol am Steuer ein zusätzliches Risiko, sagte sein Ministerkollege Braun aus Sachsen-Anhalt.

Daß die Null-Promille-Grenze dennoch kaum eine Chance hat, geht schon aus den Bonner Trinkgewohnheiten hervor: Die meisten Abgeordneten stünden dabei ständig mit einem Bein im Gefängnis. Und nicht jeder hat einen Ehepartner mit drei Gratis-Dienstwagen wie Frau Süssmuth.

Warum aber gerade 0,5 Promille, wo doch das arithmetische Mittel zwischen Ost (0,0) und West (0,8) bei 0,4 läge? Offenbar hat hier die CSU die Hand im Spiel. Bayerische Angeordnete müssen bei jeder politischen Veranstaltung mindestens zwei Maß Bier saufen, wollen sie von ihrer Klientel noch ernst genommen werden. Geht man von einem durchschnittlichen Körpergewicht eines CSU-Abgeordneten von 122,5 Kilogramm aus, und verrechnet man die durchschnittliche Verweildauer von 92 Minuten mit den entsprechenden Alkohol-Abbau-Leistungen des Körpers, kommt man exakt auf 0,5 Promille. So einfach ist Verkehrspolitik. Manfredo