Operation Babysturm

Die Hersteller von Kindermode in Deutschland sind sehr zufrieden. Sie konnten 1990 den Umsatz um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf mehr als sechs Milliarden Mark steigern. Der Grund ist die stark ansteigende Geburtenrate. Warum bei uns plötzlich so viele Babys geboren werden, ist noch nicht ganz klar. In Irland hat man dagegen schon einen Verantwortlichen gefunden: die Fußball-Nationalelf. Die irischen Kicker lösten mit ihren Auftritten bei der vergangenen Weltmeisterschaft einen Babyboom in der Heimat aus. Neun Monate nach der WM verzeichnete das Rotunda Hospital in Dublin einen Geburtenanstieg um 10 Prozent. Offensichtliche Ursache: die Fußballeuphorie nach den Erfolgen der irischen Mannschaft. „Die Leute waren während der WM einfach entspannter“, erklärte Oberschwester Mary Kelly den Kindersegen. Das gibt natürlich der Behauptung, daß fußballglotzende Männer das Familienleben beeinträchtigen würden, einen völlig neuen Aspekt.

Die US-Soldaten, die in der Wüste ihren „Job erledigen“ mußten, machten vor ihrem Einsatz nicht nur ihr Testament, sondern kurbelten auch die Produktion von Nachwuchs an. Nach Angaben des Roten Kreuzes erhielten 6.658 Männer Nachwuchs, während sie im Wüstensturm steckten. Einige werden ihre Kinder niemals kennenlernen. Mindestens drei Soldatenväter fielen, ohne ihre Babys gesehen zu haben.

Die GIs, die bis jetzt noch kinderlos sind, haben anscheinend vor, sich an der Heimatfront voll in die Operation Babysturm zu stürzen. Die Rückkehr der Wüstenkrieger hat den Umsatz von Damenunterwäsche in den USA kräftig nach oben getrieben. Das Wäscheunternehmen „Frederick“ meldet den Beginn der Offensive und den Sturm auf 66 ihrer Geschäfte, die in der Nähe von Militärstützpunkten liegen. Allein in Clarksville im Bundesstaat Tennessee, einem kleinen Dorf in der Nähe eines Luftwaffenstützpunkts, sei das Geschäft nach der ersten Angriffswelle praktisch leergeräumt, der Umsatz um 300 Prozent gestiegen. Die Frauen der Soldaten deckten sich offensichtlich auf Anweisung ihrer Ehemänner oder Freunde mit feinen Dessous ein. Zahlreiche GIs hatten bereits in Saudi-Arabien Kataloge von „Fredericks“ geordert und im Wüstensand die Wäsche ausgesucht, die ihre Frauen nach der Rückkehr für sie tragen sollen. Diese beeilen sich nun, dem Wunsch der Krieger nachzukommen. Was die Frauenbewegung des Landes ins vorindustrielle Zeitalter zurückwerfen dürfte. Karl Wegmann