Babysitting für den Eintritt

Dublin (taz) — Die britischen Fußballfans erlebten beim EM-Qualifikationsspiel gegen Irland eine Premiere: Erstmals wurden die Eintrittskarten wie Banknoten gedruckt — Vierfarbdruck, Hologramm und Wasserzeichen. Damit sollte Fälschern das Handwerk gelegt werden. So hatten eben die Schwarzhändler ihren großen Tag. Mindestens 300.000 Menschen wollten das Spiel sehen. In Irland campierten Tage vor Beginn des Vorverkaufs Hunderte vor den Kassen. Die meisten wurden jedoch enttäuscht. Der irische Verband hatte nur 8.000 Tickets erhalten, wovon die meisten an Vereine und Funktionäre abgegeben wurden. Die Fans, die leer ausgingen, waren bereit, auf dem Schwarzmarkt bis zu 1.500 Mark anzulegen. Viele boten in Zeitungsanzeigen die Bezahlung in Naturalien an — etwa die komplette Hausrenovierung oder Babysitting bis zur Einschulung des Kindes. Bereuen mußte es keiner. Ihr Team war so drückend überlegen, daß sich die englische Mannschaft bei dem irischen Verteidiger Steve Staunton bedanken konnte, der ihnen mit einem unglücklichen Selbsttor ein schmeichelhaftes 1:1 rettete. Gerry Hunter, einer der Birmingham Six, die vom irischen Verband mit einer Eintrittskarte bedacht wurden, sagte nach dem Spiel zur taz: „Wenigstens ist durch das Unentschieden der Hausfrieden gewahrt worden. Meine beiden Söhne sind in England geboren und brüllten für die englische Mannschaft. Ich habe natürlich für Irland die Daumen gedrückt.“

Nach dem Spiel kam es dann zu 68 Festnahmen: 200 englische Hools stürmten einen von Irland-Fans besetzten Pub und warfen mit Mülltonnen. Ralf Sotscheck

Weitere EM-Qualifikationsspiele:

Gruppe 2: Schottland — Bulgarien 1:1, San Marino — Rumänien 1:3

Gruppe 4: Jugoslawien — Nordirland 4:1

Gruppe 5: Belgien — Wales 1:1