Wenn der Has' zur Ente wird...

Manch einer mag sich schon gefragt haben, wo der Osterhase seine reich bemessene Feizeit verbringt. Sein Auftreten ist bekanntlich auf die kurze Zeitspanne zwischen Karfreitag und Ostermontag beschränkt, und die Auffassung, daß er sich während der übrigen Tage des Jahres im Wald verstecken würde, wirkt heute nicht mehr glaubhaft.

Die moderne Osterhasenforschung geht vielmehr davon aus, daß der Osterhase sich auch außerhalb seiner Arbeitszeit ständig unter uns befindet. Man vermutet, daß er sich dabei der Tarnung bedient, um lästiger Fragerei aus dem Wege zu gehen. In Fachkreisen wurde wiederholt die Möglichkeit diskutiert, daß er sich als Ente verkleiden könnte. Ein handfester Beweis fehlte bisher.

Neueste Unterschungen an der Universität Zürich haben nun tatsächlich diese „Enten-Hypothese“ wenigstens zum Teil bestätigt: 265 Passanten wurde am Ostersonntag 1990 vor dem Eingang zum Zürcher Zoo die Zeichnung eines Tierkopfes (siehe Abbildung Seite 1) mit der Frage vorgelegt, um welches Tier es sich handle. 203 der Befragten (77 Prozent) erkannten ohne zu zögern den Osterhasen (nach links blickend). An einem Sonntag im Oktober gleichen Jahres wurde die gleiche Zeichnung am gleichen Ort und wiederum mit der gleichen Frage 276 anderen Passanten vorgelegt. 242 (88 Prozent) behaupteten nun, einen Vogel (nach rechts blickend) zu sehen. Obschon ein großer Prozentsatz den Vogel als Ente identifizierte, sahen doch etliche der Befragten auch eine Gans, einen Storch oder einen Flamingo.

Es darf daraus geschlossen werden, daß die Freizeitverkleidung des Osterhasen wohl tatsächlich eine Ente vortäuschen sollte, daß dieser sich aber durchaus auch des Gewandes anderer Vögel bedient. B. Brugger