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Neonazi-Prozeß vertagt Verteidiger gibt auf

 ■ Aus Duderstadt Reimar Paul

Der Strafprozeß gegen den Neonazi und Funktionär der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiter-Partei“ (FAP), Karl Polacek, ist am Donnerstag vorläufig geplatzt. Kurz vor Beginn des zweiten Verhandlungstages hatte der Anwalt des Angeklagten, Klaus Kunze, die Verteidigung niedergelegt. Weil er ein „faires Verfahren“ nicht mehr gewährleistet sah, vertagte der Vorsitzende Richter Friedrich Zoller vom Amtsgericht Duderstadt die Verhandlung auf unbestimmte Zeit. Polacek ist wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Er soll am 14. Juli letzten Jahres in Mackenrode bei Göttingen eine Studentin mit einer Axt angegriffen und am Kopf verletzt haben.

In einem Telefongespräch mit dem Richter erklärte Rechtsanwalt Kunze am Mittwoch, bei weiterer Beteiligung an dem Verfahren fürchte er um seinen Ruf und seine „körperliche Integrität“. In der „autonomen Szene“ seien Flugblätter aufgetaucht, die ihn verdächtigten, „mit der rechtsextremen Ideologie Polaceks zu sympathisieren“. „Keine zehn Pferde“, so Kunze, bekämen ihn wieder „in den Hexenkessel Gerichtssaal“ zurück.

Der in Uslar ansässige Anwalt war vor Prozeßbeginn in einem in Göttingen verbreiteten Flugblatt als „bekannter Rep-Funktionär“ tituliert worden. Bei den letzten Landtagswahlen hatte Kunze auf der Liste der „Republikaner“ kandidiert. Zu seinen Mandanten zählen auch die gegenwärtig inhaftierten Neonazis Stefan Koller und Thorsten Heise, die sich unter anderem wegen versuchten Totschlags und schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten müssen.

Die Anwälte der von Polaceks Axt getroffenen Studentin, die als Nebenklägerin auftritt, sehen in der Mandatsniederlegung ein geplantes und abgesprochenes Manöver, „um den Termin bewußt zum Platzen zu bringen“. Gleichzeitig beantragten die Anwälte, Polacek auch wegen versuchten Totschlags zur Verantwortung zu ziehen. Kommt der Antrag durch, wird der Prozeß vor der nächsthöheren Instanz am Landgericht Göttingen neu eröffnet.

Unabhängig vom weiteren Verlauf des Verfahrens hat die niedersächsische Landesregierung am Donnerstag das formelle Ausweisungsverfahren gegen den österreichischen Staatsbürger Polacek eingeleitet.

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