Trauter Ostermarsch

■ Die Unbeirrbaren kamen/ Viele Erfurter scheinen sich mit der Führbarkeit von Kriegen abgefunden zu haben

Erfurt (taz) — Als das Häuflein der kaum 300 Ostermarsch-TeilnehmerInnen am Samstag durch die Erfurter Fußgängerzone schritt, war ein Vielfaches an Leuten mit einem ganz anderen Ziel auf den Beinen. Jene, die „ihren“ Frieden schon gefunden zu haben schienen, fühlten sich bei der „Schnäppchenjagd“ in den Geschäften vom Treiben eher belästigt denn berührt.

Die Zahl der Erfurter BürgerInnen, die sich den Friedensdemonstranten während ihres zweistündigen Marsches durch die Innenstadt anschlossen, ließe sich ebenfalls an zwei Händen abzählen. Es machte sich aber offenbar auch keiner vorzeitig davon.

Zwar hatten die VeranstalterInnen mit einem wahren Ansprachen-Marathon vor, während und vor allem nach dem Marsch ungeheuer auf die Geduld der TeilnehmerInnen gesetzt, doch die Spekualtion ging auf — die gekommen waren (Vera Wollenberger: „Alles seit Jahren bekannte Gesichter.“), waren Unbeirrbare.

Die RednerInnenauswahl wie manche Begleitumstände (etwa der offensive Verkauf von SPD-Zeitungen) hinterließen den vielleicht unbeabsichtigten Eindruck, daß Friedenskampf das Feld der Linken sei, was großen Teilen den Zugang zu ihm unmöglich macht.

Die Hauptursache für die wohl erschreckende Gleichgültigkeit einer Mehrheit gegenüber der Friedensbewegung ist aber vielleicht mehr in der Tatsache zu suchen, daß die Akzeptanz des Krieges als Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln im Ergebnis des Golfkrieges deutlich angestiegen ist. Fremdes Leid ist weit, weit weg. Muß es wirklich erst ganz nah sein, um wahrgenommen zu werden? Vielleicht ist es dann schon zu spät. Matthias Opatz