dorfgeschichten

■ die frau/birgit/fische/birgit/kindertanz

und wir schritten über eine wiese, die einst sumpf gewesen war, zu einem see, der aber einen sperrenden schilfgürtel hatte. Ich legte mich und wollte schlafen, meinen kopf auf ihrem schenkel. und begann sachte zu regnen. Ich breitete eine decke sanft über uns und sagte, halte deine hände hoch wie ich, dann muß der regen an uns vorbei in die wiese ablaufen. jedoch wir wurden nicht bloß naß, sondern nur halbnaß und kalt. und sagte, komm.

doch ich kam noch nicht hoch im halbschlaf und war ihr zu steif, mich auf die beine zu stellen. und schlug mir ins gesicht. Da konnte ich hoch, aber nicht, weil sie das wollte, sondern weil ich mich nach ruhe sehnte. nun fiel der regen kräftig und wir beide patschten mit lust in der wiese auf die landstraße zurück, wo wir in abfließende wasser und pfützen traten. da war schon gut, völlig naß zu sein. doch als ein auto kam und die frau sagte, egal welche richtung, ich frage und das auto nicht hielt, war unsere lust vorbei.

und wir stellten uns in eine betonkiste für menschen, die mit dem bus fahren müssen, darin rauchen und auch mal reinscheißen. aus unserem stehen wurde ein gehässiges sitzen. die frau begann einzuschlafen, was ich ihr nicht lassen konnte, naß, wie sie war. Ich zog sie hoch und verlangte, daß sie ginge, bloß nicht schlafen an diesem beton. und sie hatte die kraft zu gehen.

der regen war wieder dünn geworden, doch mir schien, das schlimmste war vorbei. wir entdeckten vor uns auf der rechten straßenseite, ohne daß wirs uns sagten, einen glimmenden punkt auf uns zukommen. bald spürten wir zigarettenrauch. wir fragten beide den mann, der nach kuhstall und milch roch, ob er was zum schlafen habe. er nahm uns mit, fast den halben weg, den die frau und ich gekommen, in seine kleine küche, in die seine frau, oben fehlten ihr alle zähne, aus dem bett kommend trat. dürr, mit roter kunstseide betan. sie kochte auf für uns einen pott voll schwarzen kaffee. der mann sagte uns, was er arbeite, nämlich im kuhstall ein dorf weiter und daß er schlafen müsse. wir sagten, was wir arbeiten, die frau neben mir in einer aufbewahrungsbaracke für junge menschen, die keiner draußen mag, weil sie zittern oder nicht sprechen können und noch arbeiten sollen und ich sagte, daß ich in diesem scheiß deutschland ein scheiß schriftsteller wäre. da holte der mann eine flasche korn aus dem kühlschrank, er nannte ihn den blauen würger. und die frau des bauern erzählte, die hand vor ihrem mund, daß sie nicht erst ins bett ginge, sondern gleich in den stall. heut würden die sauen besamt. der bauer sagte, als seine frau still ward, weil sie einen hieb aus der flasche nahm, daß seine frau von dem gift, was die sauen geil macht am gleichen tag dann zu ferkeln, unfruchtbar geworden sei. er führte uns, nachdem er die flasche korn in seine hosentasche gesteckt hatte, in eine scheune, wo heu bis unterm dache lag. und ich wußte, daß sowas verboten war. die frau und ich zogen uns nackt aus und kuschelten uns aneinander.

aber ich war zu unruhig für die frau und rückte von ihr, als ich genug wärme hatte. sie schien in schlaf und schwäche keine ausdauer zu haben, mir zu folgen, so daß ich zwei drei meter von ihr entfernt lag, als ich von eimergeschepper wach wurde und ihrem rufen, zu ihr zu kommen. sie rief, hier ist einer. ich mußte hoch und hin und den kerl wegjagen, der sich dachte, daß er eine frau, die im heu pennt und aus berlin kommt, billig ficken kann, weil dort sowieso jeder mit dem anderen anstellt, was er mag.

er war erstaunt, als ich ihm, und nackt wie ich war, sagte, verpiß dich kumpel, laß schlafen die frau. sein zögern war kein widerstand, bloß langes wundern. auch roch ich, daß er schon nach schnaps stank, obwohl er erst eine oder zwei stunden malocht haben mochte. er rutschte auf die tenne, ich hörte ihn unten sprechen, daß oben fremde seien, was verboten wäre und noch, dort oben würden schweinereien getan, da müßte er sich ja selber schämen. wir zogen uns die nassen kleider über die bibbernden knochen und verließen die scheune durch einen stall, wo fünf dicke kühe zuum kalben standen und schon ein totes kälbchen dalag.

ich ging schnell auf die straße. die frau konnte leicht folgen. aber mir war, als ob ein schlimmes kabel zwischen uns schleppte. denn ich hatte zorn gegen die frau und wollte nicht klären, warum. einfach nur wut. bestimmt, weil sie sich vorhin nicht wehren konnte. als meine wut dahin war, ging ich noch immer schnell, weil ich nicht anders mit der frau sein konnte, als mit diesem abstand zwischen uns.

und traten böse in ein städtchen, dessen namen ich nicht mehr weiß, weil ich nur zur straße vor meine füße sah.

sie fand eine gaststätte. ich bestellte vier suppen und vier schnitzel. die frau aß schnell. ich konnte nicht essen und sagte, das sie abhauen soll, ich wolle sie nicht sehn. sie sagte mir das gleiche, aß im stehen die teller ab und ging raus. da konnte ich in ruhe den fraß in mich schlingen, bezahlen und vor das gasthaus treten.

die stadt war schön, die menschen und das licht auf ihnen und auf den niedrigen dachrinnen, aber die frau, verdammt, war weg. in einem dieser autos, dachte ich, die von männern herumgefahren wurden, die sich solche geräte kaufen konnten. ich ging zum bahnhof mit hängenden ohren und sah die frau auf ner grünen bahnhofsbank mit einer eisenbahnerin plachandern. wie ich mich freute, mein gott. doch schön für mich in der kaputten toilette stehenblieb. die eisenbahnerin sah zu mir und lachte. die frau sah nicht zu mir.

der zug kam. einer aus zwei wagen, in die wagen waren dieselmotoren gebaut, die nur sirren. außer diesem sirren war die bahn rot, hatte große fenster und rote bänke. ich stieg hinein. ach, mein herz, als ich mich allein hinkluckte und wie's zog an seinen strängen, als die frau sich vor mir auf die bank plumpsen ließ, beine auseinander und mich ansah mit ihren schwarzen augen, und kam, daß ich vom alten schaffner zwei fahrkarten kaufte.

ich begann mir die menschen zu besehen, die, nachdem sie uns beglotzt hatten, bis nichts mehr zu entdecken war, kapierten, daß an uns nix war, was sie sich nicht erklären konnten, daß wir bald verschwinden würden und zu reden begannen, wie die bienen emsig im blühenden apfelbaum. auch ich muß berichten, daß sich die frau wieder hergerichtet hatte im gesicht, auch ihre hose glattgezogen und von der jacke das heu abgesammelt. nur daß sie ihre schenkel auseinandergelegt hatte und die naht der hose ihre schamlippen deutlich nach links und rechts legte.

wer von den bauern hinsah, den sah sie nieder, indem derjenige, der von unten hochzuschauen begann und in ihren schwarzen blick geriet, wegschauen mußte und nicht wagte, wieder da hinzusehen. auch nicht in ihr gesicht. mit mir war alles anders. ich war so häßlich angezogen, wie die menschen hier nicht mal in den stall zum lieben vieh gehn. außer diesem war ich ihnen für die frau, die mann gelten lassen mußte, weil sie für die uckermark ein wunder, sowas wie eine stute war, die eine neue variante in die herde bringen könnte, für mich war solche frau den bauern zu schade. mir ward übel unter dem urteil des volkes.

die frau feixte und drückte mit ihren schenkeln meine knie zusammen. sie fragte, hättest du mich allein gelassen ohne geld? ich antwortete, ja, das hätte ich rindvieh getan. sie faßte und streichelte meine hände.

ich ließ das grübeln. wir horchten nun beide auf das summen der märker, warteten sogar auf das brüllen des warnhornes der bahn, bevor sie einen feldweg schnitt. wir sahen die liebliche sonne in eine heide sinken. in die sonne stieß ein keil kraniche, deren bahn von etlichen graugansreihen im rechten winkel überflogen wurde. war das eine glut in den menschen all. die frau und ich wurden still überall, wie nach einer guten mahlzeit. und schön und leicht stiegen wir aus, und die frau sah über meiner schulter dem triebwagen hinterher.