Weyhe stöhnt unter Autoverkehr

■ Straße bei Dreye geplant / Verlängerung der Linie 1 „unbezahlbar“

“Wir ersticken hier im Verkehr“, klagt die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Weyhe südlich von Bremen. Täglich zwängen sich 22.000 Autos durch den Weyher Stadtteil Dreye in Richtung Bremen und zurück. Fast jeden morgen kommt es auf der Strecke nach Bremen zu kilometerlangen Staus. Der Strom der PendlerInnen hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

Theoretisch betonen zwar fast alle PolitikerInnen der Gemeinde im Landkreis Diepholz, daß dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Priorität bei der Lösung der Verkehrsprobleme eingeräumt werden müsse, doch praktisch wird wieder einmal eine Umgehungsstraße gebaut. Ab Juni wird allerdings auch der Nahverkehr der Bundesbahn intensiviert: Dann sollen stündlich zwei Züge in Kirchweyhe halten.

Die vierspurige „Entlastungsstraße“ soll Dreye im Süden umgehen und die Autokarawanen über grüne Wiese zum Autobahnzubringer Arsten leiten. Die Trasse der neuen Straße ist im Prinzip beschlossen, in Einzelheiten aber zwischen CDU und SPD noch strittig. Gegenseitig werfen sich die Fraktionen „Verzögerung“ vor, doch der stellvertretende Gemeindedirektor Edmund Irmer hofft, daß das Planfeststellungsverfahren noch dieses Jahr beginnen kann.

Die dramatische Zunahme des Autostaus vor Dreye erklärt die stellvertretende Bürgermeisterin Lübben (SPD) so: „In den letzten Jahren haben wir in Weyhe mehrere Bebauungsgebiete ausgewiesen. Auch andere Gemeinden wie zum Beispiel Syke haben das gemacht. In den letzten zwei Jahren gab es dann einen Bauboom und die Gebiete sind schlagartig vollgelaufen. Jetzt müssen wir die Infrastruktur nachliefern.“

Die Zustimmung zu dem Straßenbauprojekt ist allgemein: im Weyher Gemeinderat gab es keine Gegenstimmen. Herrmann Ahrens, Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat: „Die Straße ist pragmatisch das einzige, was zu machen ist.“ Mit dem Flächenverbrauch und der Zunahme des Verkehrs infolge der breiteren Autoschneise müsse man leben. Auch Bürgermeisterin Lübben sieht „keine Alternative“.

Dabei sei es im Gemeinderat „unstrittig, daß der öffentliche Personennahverkehr gefördert werden muß“, erklärt Herrmann Ahrens. „Eine verlängerte Straßenbahnlinie 1 von Arsten nach Weyhe wäre optimal“, fügt er hinzu. Das Problem dabei ist, daß sie niemand bezahlen will. Bürgermeisterin Lübben: „Sie kennen die finanzielle Lage der Länder Niedersachsen und Bremen.“ Außerdem kann Lübben sich „nicht vorstellen, daß Straßenbahnen und Busse in Weyhe angenommen würden“, weil die Leute lieber mit dem Auto fahren.

Für die Weyher CDU liegt die Priorität bei der Verbesserung des Nahverkehrs der Bundesbahn. Dies ist auch der einzige Bereich des öffentlichen Nahverkehrs, der in nächster Zeit ausgebaut wird. Die Bundesbahn und die Verkehrsgemeinschaft Bremen / Niedersachsen, eine Organisation Bremens und der Umlandgemeinden werden mit der Einführung des Sommerfahrplans ab 2. Juni die Zahl der Züge, um 50 Prozent erhöhen. Mit festen Taktzeiten werden dann zu den Stoßzeiten stündlich ein Eilzug und ein Nahverkehrszug in Kirchweyhe und Syke halten. Hannes Koch

Der Umlandverkehrsreport wird fortgesetzt