Geographisches Gemenge

■ Jazzgitarre, Dub-Poetry und Hard-Folk prägen das Musikprogramm der Woche

Jazzmusikerinnen sind immer noch eine kleine Minderheit, zumal wenn sie nicht in ihren traditionellen Nieschen bei Gesang und Piano sitzenbleiben. Schlagzeugerinnen sind in den letzten Jahren etwas in Mode gekommen, eine Saxophonistin aus Holland wird als Medienereignis gefeiert, weil sie so schöne Wordspiele um Sax und Sex auf ihre LPs drucken läßt, aber nach einer Gitarristin muß man/frau lange suchen. Die 25jährige Susan Weinert leitet seit 1985 ihr eigenes Trio. Ihr Stil auf der elektrischen Gitarre wird als technisch ausgereiftes Konglomerat der verschiedenen Schulen der modernen Jazz-Gitarre beschrieben. Wie sie diese „sehr flexibel“ und „mit durchaus eigenem Touch“ in Eigenkompositionen und Standards verarbeitet, ist am 4.4. um 21.00 Uhr im New Tips und am 5.4. um 21.00 Uhr im Kito zu hören.

Der Reggae — Poet Linton Kwesi Johnson tritt mit The Dennis Boval Dub Band and special Guests am 5.4. um 20.00 im Modernes auf. Seine Dichtkunst war zu Beginn der 80er Jahre tatsächlich in Form und Inhalt revolutionär, aber seit 1983 hatte er keine Studioaufnahmen mehr gemacht. Mit dieser Tournee stellt er Songs seines neuen Albums vor, und man darf gespannt sein, ob er künstlerisch und politisch immer noch ganz vorne „mitdubt“, oder doch schon etwas Staub angesetzt hat.

In der „Kneipe“ an der Gete wird die schöne Tradition des Kneipenkonzerts hochgehalten: am 5.4 spielen dort um 21.00 Uhr “The 4“ aus Hamburg „Jazz vom Feinsten“ und am 12.4. um 21.00 Uhr “Novox“ ihren Fusionjazz. Garantieren kann ich, daß das Bier gut gezapft ist.

Drei Musiker „aus dem Bremerhavener Raum“ nennen sich irlandisierend Shamrock und spielen Gesangs-und Instrumentalstücke aus Irland und Schottland. Am 6.4. um 20 Uhr im Bistro Al Bambino in der Neustadt gibt es zu ihrem Konzert mit Tänzen, Balladen und Saufliedern sehr passend bei 5,-Eintritt ein kleines Glas Guinness for free.

Ob ihre gewagte Wortschöpfung Hard-Folk durch ihre Künste auf Geige, Akkordeon, Cello, Saxophon, Mandoline und anderen Instrumenten gerechtfertigt wird, müssen die Folkländers Bierfiedler erst noch beweisen. Am 12.4. präsentiert die Folk- Initiative Bremen um 20.30 im Lagerhaus/ Schildstraße die „fünf Freaks“ aus Leipzig, die mit deutschen Volksliedern und eigenen Kompositionen heftig gegen die Idylle der Zupfgeigenhanseln anspielen wollen. Nach dem offiziellen Konzert, das von Radio Bremen mitgeschnitten wird, spielen sie noch zum Volkstanz auf. Willy Taub