Millionäre zu Mäzenen

■ Verein „Bremer Atelierhaus“ will Ateliers für Bremer KünstlerInnen schaffen

Mit Geld, Idealismus und Politik will der neue Verein „Bremer Atelierhaus Verein“ die bildende Kunst in Bremen fördern. „Kunstinteressierte aus Wirtschaft und Verwaltung“ sollen in dem Verein, einem Ableger des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK), die Bremer Kunstszene in Schwung bringen.

Mangel an Ateliers, Ausstellungsmöglichkeiten und Verkauf von Objekten quält hiesige Kunstschaffende nicht erst seit gestern. Der neue Verein, zur Zeit bestehend aus 16 Mitgliedern, darunter Joachim Manske vom Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst, Klaus Libor, Geschäftsführer von der ArGe Weser, die das alte AG-Weser Gelände verwaltet, dem BBK als Verein, einem Pastor aus Gröpelingen und natürlich KünstlerInnen, will zunächst Ideen sammeln, wie das gehen kann.

An erster Stelle, erklärt Rainer Kaminski, erster Vorsitzender und beim BBK beschäftigt, stehe die Öffentlichkeitsarbeit. Wirtschaft und Politik sollen zu der Einsicht gelangen, daß die Kunstszene einen Beitrag dazu leistet, die Stadt auch für potentielle Firmenansiedlungen attraktiver zu machen. Dazu sei nicht nur die Spitzenkunst, sondern auch ein „anregendes Umfeld“ geeignet. Und das braucht Wirkungsstätten und FörderfreundInnen.

„Selbstlose Kunstförderung“ sollte, so mutmaßt Reiner Kaminski, doch in einer Stadt mit so vielen Millionären möglich sein. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Millionäre zu Mäzenen zu machen. Kaminski: „Privates Kapital ist ja reichlich vertreten. Wir wollen Kunstförderung wieder gesellschaftsfähig machen.“

„Wie man das macht“, so der Vorsitzende, „darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Da gibt es wahrscheinlich 1.000 Möglichkeiten“. Für die Phase der Ideensammlung und Öffentlichkeitsarbeit brauche der Verein zunächst nicht viel Geld. Später könne er beispielsweise Bürgschaften für Ateliers übernehmen.

Nicht zuletzt bemüht sich der Verein darum, Räumlichkeiten für Arbeit und Ausstellungen der KünstlerInnen zu finden und ein gewichtiges Wort bei den VermieterInnen einzulegen, wenn sie nicht an arme KünstlerInnen vermieten wollen. KünstlerInnen, die Ateliers suchen, will der Verein zusammenbringen.

Eberhard Kulenkampff, Gewoba-Chef und Hochschullehrer, hatte sich auf einer der Gründungsversammlungen interessiert gezeigt. Vorerst will er jedoch Beobachter bleiben und auf sinnvolle Projekte des Vereins warten. Die Gewoba habe bereits in Einzelfällen an KünstlerInnen vermietet. Weitere Objekte stünden zur Zeit nicht zur Verfügung, erklärte Kulemkampff auf telefonische Anfrage. Eine Möglichkeit sei allerdings, als Gesamtmieter aufzutreten, wenn der Verein ein geeignetes Objekt findet, und das Objekt durch die Einzelmieten zu „refinanzieren“.

Rechnen muß es sich schon: „Idealismus haben wir als Gewoba nicht“, stellt Kulenkampff klar, „wir sind ein Wirtschaftsunternehmen mit sozialem Auftrag“. Kulenkampff selbst verteilt seinen Idealismus bereits auf „20 kunst-und kulturfördende Vereine“, in denen er Mitglied oder Vorsitzender ist.

Kulenkampff hegt Zweifel an den Erfolgschancen des Bremer Atelierhaus-Vereins: „Daß ein Privatmensch Ateliermieten subventioniert, kann ich mir nicht vorstellen. Und eine Firma, die dabei nicht sichtbar wird, hat daran erst recht kein Interesse.“ Beate Ramm