Jelzin kämpft um Koalitionsregierung

■ Russischer Deputiertenkongreß bis Freitag verlängert

Moskau (dpa) — Der dritte außerordentliche Kongreß der russischen Volksdeputierten ist auch am Mittwoch im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen Anhängern und Gegnern des russischen Parlamentspräsidenten Boris Jelzin fortgesetzt worden. Nach Angaben der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur 'Tass‘ wird erst für den kommenden Freitag mit dem Abschluß der Veranstaltung gerechnet. Die rund 1.000 Deputierten debattierten weiter kontrovers über einen vom russischen Parlamentspräsidenten Boris Jelzin am Vortag vorgelegten Beschlußantrag.

Nach 'Tass‘-Angaben stimmten die Abgeordneten gegen den in diesem Antrag vorgeschlagenen Aufruf an das Parlament und den Präsidenten der UdSSR, eine „Koalitionsregierung für die Union des Volksvertrauens und der nationalen Übereinstimmung“ zu bilden. Dagegen lehnten die Deputierten mit überwältigender Mehrheit von 485 gegen 121 ein Mißtrauensvotum gegen Jelzin ab. Inzwischen hat sich im Kongreß eine Fraktion „Kommunisten für Demokratie“ gebildet. Ihre bislang 179 Mitlgieder unterstützen Jelzin.

In dem Beschlußantrag Jelzins ging es darum, „ob seine (Jelzins) Aufrufe zur Eroberung der Macht durch die Ausnutzung nichtparlamentarischer Formen des Kampfes der Verfassung der UdSSR und der RFSFR (Republik Rußland) widersprechen“, erklärte 'Tass‘. Der Kongreß habe keine endgültige Einigung über die Formulierung der Präsidentschaftsfrage erzielt. Nun soll die Schlichtungskommission des Kongresses eine Fassung ausarbeiten, der alle Fraktionen zustimmen könnten.

Nach Jelzins Auffassung soll der Kongreß das Parlament von Rußland beauftragen, die für die Präsidentschaft notwendigen Verfassungsänderungen vorzubereiten.