Spannung(en) in Wiesbaden

■ Die rot-grüne Mehrheit in Hessen hängt am seidenen Faden

Frankfurt/Main (taz) — Mit Grausen denken hessische Sozialdemokraten an das Jahr 1987 zurück. Damals platzte nicht nur die erste rot-grüne Koalition dieses Planeten, sondern auch dem Wahlverlierer Hans Krollmann, der für die Opposition im Landtag gegen Walter Wallmann (CDU) antrat, der Kragen. Für Wallmann lag nämlich eine Abgeordnetenstimme mehr in der Urne, als die Regierungsparteien CDU und FDP an Landtagssitzen hatten erringen können. Das war der Anfang vom Ende der politischen Karriere von Hans Krollmann — und der Beginn einer langen Depressionsphase bei den hessischen Sozialdemokraten.

Ob auch in den Gewässern des bislang nicht in die undurchsichtigen Hahnenkämpfe der SPD-Fraktionen eingebundenen neuen „Flagschiffs“ Hans Eichel gleichfalls ein „U-Boot“ schwimmt, wird sich morgen im Landtag zeigen. Die rot-grüne Koalition und der Ministerpräsident Eichel hängen am seidenen Faden einer einzigen Stimme. Mit nur 55 Stimmen würde Eichel die vorgeschriebene absolute Mehrheit der Stimmen des Landtags (110 Abgeordnete) knapp verfehlen. Und knapp daneben ist schließlich auch vorbei. Walter Wallmann könnte dann geschäftsführend im Amt bleiben — und die Blamage wäre perfekt. Kpk