Dealers go Art

■ Fischer und Fischer im Laden für Nichts

GaleristInnen und KritikerInnen, überhaupt der gesamten Verwaltungsebene des Kunstmarktes wird von der Produktionsebene immer wieder vorgeworfen, daß sie nur enttäuschte, meist miserable KünstlerInnen seien. Und der Produktion wird unter die Nasen gerieben, daß sie noch nie etwas von Logistik und Qualitätskontolle gehört hätten. Seit der Erfindung des Pinsels liegen sich nun beide Parteien in den Haaren, was gar nicht so schlimm ist und auch immer so weiter gehen könnte, wenn es nicht KritikerInnen und GaleristInnen gäbe, die wirklich KünstlerInnen sind oder sein wollen. Durch sie wird das empfindliche, sich selbst erhaltende Gleichgewicht außerodentlich gestört. Diese Störung erfährt derzeit die Kunstszene Berlins durch den Laden für Nichts. Fischer und Fischer, in Personalunion Künstler und Galeristen, stellen seit ihrer vor geraumer Zeit erfolgten Zersägung des Trabants zum ersten Mal wieder gemeinsam in den eigenen Räumen aus.

An der linken Wand neun gleichformatige Grafiken, Acryl auf Papier, mit »gequälten Quadraten« und Rechtecken und Balken, deren Kompositionen die Spannungsfelder zwischen den monochromen, geometrischen Farbflächen variieren. Rotes Quadrat mit schwarzem Rechteck, braunes Rechteck mit schwarzem Quadrat. Selbst die Anordung zu drei mal drei schafft es nicht, über die beliebige Ästhetik eines Kaufhausdrucks von Dingsbums, wie hieß er noch, Malewitsch hinauszukommen, und schließlich ist der gute Mann ja auch ganz schön in die Jahre gekommen.

Dazu ist an der rechten Wand eine Grafik mit zwei unterschiedlich langen, waagerechten Balken gruppiert. Diese sind aber nicht einfarbig, sondern weisen eine malerische Binnenstruktur auf. Neben dieser gestalteten Paraphrase zum Benjaminschen Dilemma — das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, hier angedeutet durch die unterschiedliche malerische Bearbeitung rechts und links — hängen und stehen im vorderen Raum noch einige Objekte aus Fundstücken herum.

Ein Rechteck aus spröden, verblichenen Holzscheiten, eine Skulptur aus rostigem Eisen, die wie die stilisierte Form eines Menschen aussieht (Repräsentant der Figuration). Eine von der Decke baumelnde Kette aus Holzstückchen. In keiner Beziehung zu den Grafiken oder vielleicht doch, wenn mir das jemand mal...

Eher ein weiterer Einblick in die endlose Beliebigkeit der Kunstproduktion. Thomas Sakschewski

nur noch an diesem Wochenende Fr und Sa 15-19 Uhr, Skalitzer Straße 94b, 1-36