Ich will so bleiben, wie ich bin

■ Ulrich Reineking-Drügemöller: Text as Text can

Wer heute oder morgen als junger Mensch im Bremer Gewerbehaus am Ansgaritor die Lehrstellenbörse der Innung Sanitär Heizung Klima besucht, sollte auf keinen Fall beim Gebrauch von Deostift und Duschgel sparen. Kündigt doch Geschäftsführer Dahlbeck von der Kreishandwerkerschaft ausdrücklich an: „Handwerksmeister wie interessierte Jugendliche können sich beschnuppern“.

Richtig doof sind die Bremer Bäckermeister, die ihren Butterkuchen mit Margarine herstellten und sich dabei noch von den hiesigen Lebensmittelkontrolleuren erwischen ließen. Hätten Sie doch einfach ihre süßen Flatschen mit kalorienreduzierten Pflanzenfetten als LIGHT-Version mit 50 Pfennig „Du darfst“-Aufschlag an alle die verkauft, die in leptosomer Fröhlichkeit singen: „Ich will so bleiben, wie ich bin...“

Brav so, Dieter Mützelburg & Co vom Landesvorstand der Grünen! Bejubeln die Damen und Herren doch ihre feste Absicht zur Wahlkampfaussage „rot/ grün-Wechsel in Bremen“ mit dem bemerkenswerten Satz: „Die Zeit ist reif — wir endlich auch!“ Nach der Reife aber, werte Früchtchen, folgen Fäulnis und die Maden im Speck.

In der Fernsehzeitung dieser Woche fand sich eine Kleinanzeige der Bull Pharma GmbH aus 2OOO Hamburg 2O zur Werbung für ein Präparat mit dem verheißungsvollen Namen Eumel Bull Kraft. Wer das nun für einen Aprilscherz aus der Stammtischrunde von beispielsweise Ralf H. Borttscheller hält, dem sei nahegelegt, die Probe aufs Exempel zu machen und 6O Dragees dieser Eumelei in der Apotheke für schlichte 28,5O DM zu erwerben. Aber Vorsicht: „Fördert den Samenfluß!“

Gestern in der Sögestraße: Eine 1Ojährige überreicht mir eine persönliche Einladung zum individuellen Powder Blending im 1. Obergeschoß der Galeria Horten. Absender des Schreibens ein gewisser Charles of the Ritz, der sich anheischig macht, „Ihre Schönheit durch eine individuelle Mischung von Puder und Rouge für den eigenen unverwechselbaren Teint am besten zur Geltung zu bringen.“ Schon aus Neugier, ob ich beim Powder Blending auf die Herren Nölle- Ulrich und Wede-Klaus treffen würde, folgte ich der Einladung des Herrn Charles, doch wollte die als Visagistin bezeichnete Dame nicht für mich tätig werden, da die Aktion nur für Damen vorgesehen sei. Ich spiele nun mit dem Gedanken, meine persönliche Berechtigung auch zur Inanspruchnahme des vorteilhaften Aktionspreises an eine bedürftige Leserin weiterzugeben.

Allerhand gemeinsam und getrennt erziehende Elternteile machen sich Gedanken um die gesunde Ernährung ihrer Ableger und kaufen gezielt dort ein, wo sie schadstoffarme Atzung für ihre Brut erwarten. Das Haus Merck aber kündigt nunmehr im Pressedienst „Blickpunkt Chemie“ etwas ganz Tolles an: „Keine Angst vor Nitrat in der Babynahrung — neue Analysemethode spürt kleinste Mengen auf“. Mit dem Bioquant-Nitrattest könne man nunmehr innerhalb einer halben Stunde den Nitratgehalt ermitteln und so die Toleranzgrenzen durch bewußte Dosierung einhalten. Freut sich das Baby, freut sich auch Merck! Man beachte vor allem den umsatzfördernden Doppeleffekt: Schließlich produzieren die Darmstädter auch fleißig für den Nitratabsatz in der Landwirtschaft.

Den Bremer Unternehmer des Jahres suchen Die Sparkasse in Bremen und die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer. Hinweise und Vorschläge „auf maximal zwei Schreibmaschinenseiten“ werden erbeten. Da weder mein Friseur noch mein Stammwirt an dem Titel interessiert sind, und ich selber schon meine Bewerbung als Milchkönigin bei den Müllers im Allgäu abgegeben habe, möchte ich nunmehr eventuellen Interessenten Hinweise und Vorschläge in dieser Sache anheimstellen.

Zuguterletzt: Unbedingt vormerken! Oberbraumeister Josef Hattig hat den diesjährigen offiziellen Bockbier-Anstich auf den 25. April festgelegt. Bei vorher unter der Bezeichnung Maibock offerierten Getränken kann es sich nur um ebenso plumpe wie auswärtige Fälschungen handeln. Sachdienliche Hinweise nehmen die zuständigen Dienststellen der Kripo ab sofort entgegen!