Mit Rat und Tat zum Sozialamt

■ Seit gestern ist der Arbeitslosencontainer wieder auf Tour

“Wir stellen uns immer direkt vor die Höhle des Löwen“, lacht Rolf Klenke, der Fahrer des Arbeitslosencontainers. „Wenn's nötig ist, gehen wir auch mal mit Arbeitslosen in die Behörde und helfen da vor Ort. Meist kriegen die Leute dann ihr Geld, denn uns können sie nicht über's Kreuz legen.“ Manche kommen aber auch einfach nur, um zu klönen, „daß alles Scheiße ist und so“. Gestern zwischen 8.00 und 12.00 Uhr stand Klenke, zusammen mit zwei Unterstützern und dem buntbemal

ten Bauwagen, vor dem Sozialamt Hemelingen. Informiert wurde über Sozialhilfesätze, Wohn-und Kleidergeldansprüche und darüber, was Sozialhilfeempfänger machen können, wenn sich bei ihnen Schulden angehäufen.

„In so einem Fall kann nämlich das Sozialamt zur Kasse gebeten werden“, erklärt Dieter Trott, Jurist des Verbandes Bremer Bürgerhäuser einer jungen Frau. Die ist verblüfft. Davon hat ihr noch niemand etwas erzählt. Mit einem Stapel Informationsmaterial und neuer Hoffnung, nimmt sie einen neuen Anlauf auf die Behörde.

„Ich finde es ganz toll, daß der Container hier steht“, sagt Meike Schlicht (33 Jahre), „und da bin ich auch gleich mal rüber, um mich zu informieren.“ Die Schriftsetzerin ist zwar nicht arbeitslos, aber dennoch muß sie sich wegen ihrer vierwöchigen Tochter bald an das Sozialamt wenden. Ihr Problem: Im Mai läuft der Mutterschutz ab und damit werden ihre bisherigen Einkünfte gestrichen. Ob es auch für sie die Möglichkeit gäbe, vorrübergehend Sozialhilfe zu beantragen? „Mir hat man nämlich erzählt, das müßte ich dann zurückzahlen“. Wie sich herrausstellt, eine Ente. Das Angebot vom Containerteam: Ein gemeinsamer Termin beim Sozialamt. Meike Schlicht nimmt dankend an.

Ein anderes Problem: Viele der Ratsuchenden wissen nicht, daß in Bremen keine Bedürftigkeitsprüfung für Alleinstehende durchgeführt wird. Wie hoch das Einkommen der Eltern ist, spielt also bei der Bewilligung von Sozialhilfe keine Rolle. „Da war vorhin ein junger Mann hier, den hatten sie wieder weggeschickt“, erzählt Hans Kaluza vom Arbeitslosentreff Bürgerhaus Hemelingen. „Als ich dann mitgegangen bin zu dem Sachbearbeiter, klappte das aber doch“.

Die Idee, Arbeitslose mit einer mobilen Beratungseinrichtung zu helfen, entstand vor fünf Jahren. „Wir sind nämlich dahintergekommen, daß viele Leute eine gewisse Schwellenangst haben und nicht so einfach zu Arbeitslosengruppen gehen,“ erzählt Klenke, selbst arbeitsloser Fernfahrer und Mitglied der Kooperationsrunde Bremer Arbeitslosengruppen. „Wenn sie aus der Behörde kommen, haben sie meist ein ganz bestimmtes Problem, wo wir direkt anknüpfen können.“ Mit den gestrigen Beratungsstunden, die trotz Sonne und Kaffeetrinken noch etwas frostig waren, wurde die „Sommersaison“ eingeleitet. Nächster Termin, diesmal vor dem Bremer Arbeitsamt, ist der 18. April. Danach geht's wieder nach Hemelingen (25.April), Tenever (29.April) und in die Vahr (30.April). Birgit Ziegenhagen