RAF soll dem Verfassungsschutz die Tür zum Stasi-Archiv öffnen

■ taz-Interview mit Hamburgs Verfassungsschutz-Chef Lochte/ Christian Klar bestreitet Zusammenarbeit mit Stasi

Berlin (taz) — Der Chef des Hamburger Verfassungsschutzes will die neuesten Enthüllungen über die Zusammenarbeit von RAF und Stasi als Schlüssel zum Stasi- Archiv benutzen. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum diese Waffenbruderschaft 1984 aufgehört haben soll“, sagte er in einem Interview mit der taz. Er vermutet dahinter Schutzbehauptungen der Ex-Stasi-Mitarbeiter, die auf die Verjährungsfrist für Unterstützung einer terroristischen Vereinigung spekulieren.

„Wir wollen an diese Akten, weil sie uns Hinweise auf aktuelle Gefährdungen geben können“, begründet er die Begehrlichkeiten seiner Organisation. Lochte schließt nicht aus, daß die Stasi die RAF- Mannschaft vielleicht sogar durch ihre Kontakte zum „legalen Arm“ der RAF beeinflußt hat: „Da stellt sich beinahe schon die Frage nach der Steuerung der RAF durch die Stasi.“ Im Spionagebereich plädiert Lochte für eine Teilamnestie, damit die noch unentdeckten Spione enttarnt werden können. Die Aufdeckung der Agenten sei wichtiger als die Bestrafung ihrer Führungsoffiziere, meint er.

Auch Christian Klar äußerte sich gestern zu der angeblichen Zusammenarbeit von RAF und Stasi. „Militärische Übung oder Ausbildung in der DDR hat es nicht gegeben“, schreibt er aus dem Bruchsaler Knast. Er bezeichnet die Veröffentlichungen als Manipulationen mit dem Ziel, „uneingeschränkt an die bisher noch nicht greifbaren Akten über die Ex-DDR-Bevölkerung ranzukommen“. SEITEN 4 UND 10