Zug durch die Gitarrenstile

■ Die Jazzgitarristin Susan Weinert spielt mit ihrem Trio im Newtips

Man konnte sie alle gut heraushören: Pat Metheny, John Scofield, John Abercrombie und noch ein paar andere Gitarrenvirtuosen des Jazzrock. Jeder Ton, jeder Sound, den Susan Weinert ihrer E-Gitarre entlockte, kam von einem dieser Vorbilder — aber das Merkwürdige war, daß dies überhaupt nicht störte. Ihr Sammelsurium von Stilen klang stattdessen lebendig und frisch. Gerade weil die Musiker gar nicht erst versuchten, ihre Einflüße zu kaschieren, oder auf Biegen und Brechen originell zu sein, führten bei ihnen die eigentlich schon recht ausgetretenen Pfade des Jazzrock wieder auf jungen und vitalen Boden. Man spürte, daß die drei Musiker diese Musik wirklich gerne spielen, und so kupferten sie auch nie einfach nur ab. Wenn Bassist Martin Weinert bei den Ansagen der Kompositionen von John Scofield, den Yellow Jackets oder Wayne Shorter immer wieder betonte, daß sie diese Künstler verehrten, war dies mehr als eine gängige Floskel.

Es machte Spaß zu hören, wie elegant und souverän Susan Weinert zwischen den Stile und Techniken wechselte, wie sie in ihren Soli dann doch manchmal ganz zu sich fand und auch altbekannte Standards wie „All the Things you are“ oder „Stella by Starlight“ frisch durchpustete.

Schlagzeuger Hardy Fischötter und Ehemann Martin am Bass spielten auf dem hohen technischen Niveau gleichwertig mit, und wenn bei den ruhigeren Passagen der akustische Bass sowie die Besen herausgeholt wurden, bekam man ein Ahnung davon, wie die Band klingen könnte, wenn sie sich erst von den großen Vorbildern freigespielt hat. Denn auch Susan Weinerts Eigenkompositionen hatten viel vom nett, melodischen Metheny — Touch, und von dem hat jeder irgendwann einmal genug.

So kann man gespannt sein, wie sich Susan Weinert und ihr Trio bei ihrem nächsten Auftritt anhören werden — bei diesem ersten Konzert in Bremen kamen sie beim Publikum so gut an, daß sie versprachen bald wiederzukommen. Willy Taub