Schnellbahnlücken vorrangig schließen

■ AL fordert Baustopp für U-Bahn-Verlängerung ins Märkische Viertel/ 500 Millionen DM für U- und S-Bahn

Berlin. Nach Auffassung der Fraktion der Grünen/Bündnis 90 dürfen neue U-Bahn-Strecken erst dann gebaut werden, wenn alle Lücken im S- und U-Bahn-Netz geschlossen worden sind. Dem widerspricht die Planung des Senats, 200 Millionen DM in den bis 1994 vorgesehenen Weiterbau der U-Bahn-Linie 8 zum S-Bahnhof Wittenau zu stecken, kritisierte gestern der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Michal Cramer. Diese »Luxusmodernisierung« der U-Bahn im Westteil der Stadt müsse nicht nur die Bevölkerung in Ost-Berlin, sondern auch die in Brandenburg deprimieren. Um die Inbetriebnahme der U8 zu sichern, wolle die Bauverwaltung den Ausbau der Strecke über Lichterfelde Süd nach Teltow und Ludwigsfelde oder die Sanierung des Nordrings zeitlich zurückstellen, so Cramer.

Der AL-Verkehrsexperte beklagte weiter, daß von einer Verlängerung der Kreuberger Linie U1 vom Schlesischen Tor zum S-Bahnhof Warschauer Straße »überhaupt nicht mehr gesprochen« werde. Dabei sei der Weiterbau über die Oberbaumbrücke mit 126 Millionen um die Hälfte billiger als die Verbindung in Richtung Märkisches Viertel. nach Cramer wird für das Verlängerungsstück zwischen Kreuzberg und Friedrichshain mit täglich 150.000 auch die zehnfache Zahl von Fahrgästen prognostiziert. Nötig sei, den U-Bahn-Weiterbau zum Märkischen Viertel zugunsten des Weiterbaus der U1 zu stoppen. Auch müsse die Wiederherstellung der U-Bahn-Linie 2/A zwischen Wittenbergplatz und Otto-Grotewohl-Straße »absolute Priorität« haben.

Informationen von Cramer, daß in diesem Jahr statt — wie vor der Wahl versprochen — einer Milliarde voraussichtlich immerhin knapp 500 Millionnen DM für den U- und S-Bahn-Ausbau zur Verfügung stehen werden, bestätigte der persönliche Referent des Verkehrssenators, Hans Schnoor. »Wenn es so ist, daß aus finanzieller Sicht viele Dinge möglich sind, dann wäre es natürlich irgendwo auch unsinnig, den angefangenen Weiterbau der U8 künstlich zu strecken«, erklärte der Referent zu der Kritik Cramers. thok