SAMSTAG: Das zauberhafte Land / Tarzan, der Affenmensch / Verrat im Fort Bravo / Shaft

Das zauberhafte Land

Mit „Wild at Heart“, einem Splattermovie für die gebildeten Stände, jagte David Lynch dem Premierenpublikum von Cannes und anderen Kulturmenschen ein Gänsehäutchen über den tief dekolletierten oder vom Nobeltuch verhüllten Rücken. Einige der spekulativen, am Reißbrett berechneten Bizarrerien seines sich wüst gebenden, aber handzahmen Bilderbogens entlehnte er dem phantastischen Musical „The Wizard of Oz“, 1939 der bis dato teuerste Film der legendären MGM-Studios, der zunächst die nicht zuletzt wegen der aufwendigen Special-effects und der Technicolor-Bearbeitung immensen Kosten nicht wieder einspielte, aber später nahezu pausenlos in den Kinos kursierte und somit eine dauerhafte Einkommensquelle für die MGM darstellte. Ursprünglich sollte Shirley Temple die Rolle der kleinen Dorothy übernehmen, wurde aber von Twentieth Century Fox, wo sie unter Vertrag war, nicht freigegeben. So bekam die 16jährige Judy Garland den Part, der sie weltberühmt machte.Länderkette, 15.20 Uhr

Tarzan, der Affenmensch

Die zwanziger Jahre hielten buchstäblich goldenen Boden parat für da in Hollywood ansässige Filmhandwerk, waren aber auch geprägt von einem tückischen Zweispalt: Einerseits wollte die Glamourindustrie vom Ruf der Ruchlosigkeit ihrer Stars profitieren und gemäßigten Sex verkaufen, andererseits stand nach einigen Skandalen Ärger mit den Behörden ins Haus, den man mit Hilfe eines selbstbeschränkenden Moralkodexes abzuwehren trachtete. Dieser „Hays-Code“, in dem genau festgelget war, was und wieviel in einem Kinofilm gezeigt und gesagt werden durfte, wurde 1930 probeweise eingeführt und war ab 1934 offiziell gültig. Viele Autoren und Regisseure fühlten sich fortan herausgefordert, diese strengen Bestimmungen möglichst geschickt zu umgehen — die Kunst der Andeutung und sublimen Darstellung erotischer Sachverhalte entwickelt sich nie besser als unter dem Diktat der moralischen Zensur. Eine Strategie, den Auflagen des Hays Office zu genügen und trotzdem Frivoles zu lancieren, war die Flucht in den Dschungel. Der Schwimmer und mehrfache Olympiasieger Johnny Weismuller machte 1932 in der Rolle des von Affen aufgezogenen Menschenkindes Tarzen nicht zuletzt deshalb Furore, weil er und seine Partnerin Maureen O'Sullivan so leichtgeschürzt nach der Liane griffen wie für Jahrzehnte niemand nach ihnen. Auch in den Dialogen verbergen sich Anzüglichkeiten sonder Zahl; und damit ist dieser Tonfilm-Tarzan, für den auch jener berühmte erkennungsdienliche Schrei entwickelt wurde, nicht nur ein nachmittägliches Kinderstundenvergnügen. In den nächsten Wochen zeigt das ZDF noch weitere „Tarzan“-Verfilmungen mit Johnny Weismuller in der Titelrolle.ZDF, 15.25 Uhr

Verrat im Fort Bravo

Als Mata Hari der Südstaatenarmee begibt sich die verführerische Carla Forester (Eleanor Parker) in ein Fort der Nordstaatler, um eine Gruppe von Kriegsgefangenen aus den Händen des berüchtigten Captain Roper (William Holden) zu befreien. Der läßt sich gern auf die Avancen der schönen Fremden ein und ist verständlicherweise ziemlich ungehalten, als sie mit seinen Gefangenen entwischt. Flugs heftet er sich an die Fersen der Flüchtigen, die fortan nicht nur Ärger mit ihren Verfolgern haben, sondern auch mit feindlich gesonnenen Indianern. Unglücklicherweise haben die noch nicht die Bekanntschaft Kevin Costners gemacht ...ZDF, 20.15 Uhr

Shaft

Der Fotograf, Autor, Komponist und Filmemacher Gordon Parks war einer der ersten schwarzen Regisseure, die für ein Hollywood-Studio einen Major-Film inszenieren durften. Sein Debüt, der autobiographisch gefärbte Film „The Learning Tree“, geriet zu artifiziell für das große Kinopublikum und blieb erfolglos. Ganz anders dagegen Parkers zweiter Versuch, die Verfilmung eines Romans des (weißen) Krimiautors Ernest Tidyman, der auch am Drehbuch beteiligt war. „Shaft“ ist ein omnipotenter schwarzer Privatdetektiv, der sich weder von weißen Bullen noch von Gangstern einschüchtern läßt, gutaussehend, wohlhabend und unerschütterlich noch in den gefährlichsten Situationen. Der gut gemachte Actionfilm gefiel nicht nur der Zielgruppe in den Schwarzenghettos, sondern machte weltweit Furore und Kasse. Damit waren weitaus billigere, meist unbefriedigende Plagiate (wie „Slaughter“, „Superfly“ oder „Cleopatra Jones“) und Fortsetzungen vorprogrammiert, die immerhin für eine murze Zeit schwarzen Filmemachern Arbeitsmöglichkeiten verschafften. Die dynamische, „Oscar“-prämierte Titelmusik zu „Shaft“ aus der Feder von Isaac Hayes, dem „Black Moses“ des Soul, wird von jungen Soundtüftlern noch immer gern gesampelt und ist nicht nur deshalb ein Evergreen geworden.ZDF, 23.15 Uhr